13.08.2020
Die Helaba Landesbank Hessen-Thüringen weist im ersten Halbjahr 2020 ein IFRS-Konzernergebnis vor Steuern von -274 Mio. Euro aus (Vorjahr: 325 Mio. Euro). Nach Steuern lag das Konzernergebnis bei -185 Mio. Euro (Vorjahr: 255 Mio. Euro).
„Die Verwerfungen an den Kapitalmärkten im Zuge der Corona-Pandemie haben auf unsere Bilanz durchgeschlagen. Die in der Rechnungslegung gebotene Marktbewertung hat das Ergebnis stark belastet und führt zu einem Bewertungsverlust von rund 300 Mio. Euro. Diese negativen Bewertungseffekte auf die Bestände unserer zum großen Teil auch öffentlichen Schuldner sind aber nur temporärer Natur. Sie werden sich über die Laufzeit wieder weitgehend ausgleichen, sodass wir hier unter dem Strich keine nennenswerten Verluste zu erwarten haben“, erläutert Thomas Groß, Vorsitzender des Vorstands der Helaba. „Unser diversifiziertes Geschäftsmodell gibt uns in dieser gesamtwirtschaftlichen Krise Stabilität. Die operativen Erträge entwickeln sich sehr erfreulich, wie deren Wachstum von rund 6 Prozent im ersten Halbjahr zeigt. Der Zinsüberschuss ist um gut 7 Prozent gestiegen, das Provisionsergebnis zeigt sogar ein überaus erfreuliches Plus von mehr als 13 Prozent. Stabile Erträge kommen zudem aus den Immobilienbeständen. Aufgrund der zu erwartenden Auswirkungen der Pandemie auf die Realwirtschaft haben wir die Risikovorsorge vorausschauend erhöht. Wir werden unseren Kunden auch in dieser schwierigen Zeit als starker Partner zur Seite stehen.“ Mit Blick auf das Gesamtjahr erklärt Groß: „Die Corona-Pandemie und damit verbundene Unsicherheiten werden uns alle weiter begleiten. Daher bleiben wir dabei, dass wir von einer konkreten Ergebnisprognose für das Gesamtjahr absehen. Nur so viel: Auch wenn das operative Geschäft im zweiten Halbjahr weiterhin gut läuft, werden vor allem die Bewertungseffekte unser Jahresergebnis erheblich belasten. Wir können deshalb aus heutiger Sicht auch einen Verlust nicht ausschließen.“
Der Zinsüberschuss stieg deutlich um 41 Mio. Euro auf 598 Mio. Euro (Vorjahr: 557 Mio. Euro), was insbesondere auf höhere Bestände zurückzuführen ist. Die Risikovorsorge wurde Corona-bedingt entsprechend der konservativen Risikopolitik der Helaba um 117 Mio. Euro auf -151 Mio. Euro aufgestockt (Vorjahr: -34 Mio. Euro). Insgesamt verfügt die Helaba auch weiterhin über eine hohe Portfolioqualität. Der Provisionsüberschuss legte um 25 Mio. Euro auf 211 Mio. Euro zu (Vorjahr: 186 Mio. Euro). Der Anstieg resultiert im Wesentlichen aus der positiven Entwicklung bei Provisionen aus dem Zahlungsverkehr, aus dem Wertpapier- und Depotgeschäft der Frankfurter Sparkasse, aus der Vermögensverwaltung der Frankfurter Bankgesellschaft und der Helaba Invest sowie aus dem Kredit- und Avalgeschäft der Helaba.
Die erstmals separat ausgewiesenen Erträge aus vermieteten Immobilien überwiegend aus der GWH (vorher im sonstigen Ergebnis ausgewiesen) sind eine stabile und verlässliche Ertragskomponente. Sie lagen im Berichtszeitraum bei 105 Mio. Euro (Vorjahr: 118 Mio. Euro). Der leichte Rückgang beruht im Wesentlichen auf geringeren Erträgen aus Bestandsveränderungen.
Das operative Ergebnis, das den Zins- und Provisionsüberschuss sowie die Erträge aus vermieteten Immobilien zusammenfasst, legte auf 914 Mio. Euro zu (Vorjahr: 861 Mio. Euro) und ist ein Spiegel der guten Entwicklung des operativen Geschäfts.
Das Ergebnis aus der Fair Value-Bewertung, welches das Handelsergebnis und das Ergebnis aus Sicherungszusammenhängen und anderen zum Fair Value bewerteten Finanzinstrumenten zusammenfasst, ist stark durch die deutlich gestiegene Volatilität an den Finanzmärkten geprägt. Die Bewertung zu Marktpreisen hat zu einem Bewertungsverlust von -303 Mio. Euro geführt (Vorjahr: 78 Mio. Euro). Die temporären Bewertungseffekte entfallen zu einem großen Teil auf die Ausweitung von Kreditrisikoprämien bei bonitätsmäßig guten bis erstklassigen Beständen, insbesondere auch bei langlaufenden Geschäften mit der öffentlichen Hand.
Das sonstige Ergebnis ging um 153 Mio. Euro zurück auf 42 Mio. Euro (Vorjahr: 195 Mio. Euro). Dies erklärt sich im Wesentlichen durch den Wegfall des im Vorjahr ergebniserhöhenden Sondereffekts aus der erstmals konsolidierten KOFIBA.
Der Verwaltungsaufwand liegt mit 778 Mio. Euro trotz deutlich erhöhter Zuführungen zu den Sicherungssystemen und der gestiegenen Bankenabgabe auf Vorjahresniveau (Vorjahr: 778 Mio. Euro). In dieser Entwicklung spiegelt sich auch die planmäßige Umsetzung des Transformationsprogramms Scope wider.
Im ersten Halbjahr 2020 stieg die Bilanzsumme des Helaba-Konzerns um 20,7 Mrd. Euro auf 227,7 Mrd. Euro (31. Dezember 2019: 207,0 Mrd. Euro). Der Anstieg resultiert im Wesentlichen aus verstärkten Liquiditätssicherungsmaßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie sowie aus gestiegenen Marktwerten von Derivaten. Das Geschäftsvolumen erhöhte sich um 20,4 Mrd. Euro auf 266,1 Mrd. Euro (31. Dezember 2019: 245,7 Mrd. Euro). Das Abschlussvolumen im mittel- und langfristigen Neugeschäft – ohne Berücksichtigung des wettbewerbsneutralen Fördergeschäfts der WIBank – lag mit 9,5 Mrd. Euro auf Vorjahresniveau (Vorjahr: 9,6 Mrd. Euro).
Die harte Kernkapitalquote belief sich zum 30. Juni 2020 auf 13,3 Prozent (Vorjahr: 14,2 Prozent). Die Eigenkapitalrendite (vor Steuern) lag bei -6,3 Prozent (Vorjahr: 7,7 Prozent) und die Cost-Income-Ratio bei 118,7 Prozent (Vorjahr: 68,4 Prozent).
Das Segment Immobilien fokussiert auf größere gewerbliche Bestands- bzw. Projektfinanzierungen für Immobilien. Das Segmentergebnis vor Steuern lag mit 118 Mio. Euro (Vorjahr: 131 Mio. Euro) leicht unter dem Vorjahreswert. Der Zinsüberschuss als wesentliche Ertragskomponente lag infolge des gestiegenen Geschäftsvolumens mit 192 Mio. Euro über dem Vorjahresniveau (Vorjahr: 190 Mio. Euro). Der Aufwand aus der Risikovorsorge belief sich auf -2 Mio. Euro (Vorjahr: 12 Mio. Euro). Das Abschlussvolumen im mittel- und langfristigen Neugeschäft ging zurück auf 3,3 Mrd. Euro (Vorjahr: 4,0 Mrd. Euro), was durch geringere außerplanmäßige Tilgungen kompensiert werden konnte.
Das Segment Corporates & Markets fasst Produkte für die Kundengruppen Unternehmen, institutionelle Kunden, öffentliche Hand, kommunalnahe Unternehmen und das Verwahrstellengeschäft zusammen. Das Ergebnis vor Steuern lag bei -256 Mio. Euro (Vorjahr: -49 Mio. Euro). Belastend wirkte vor allem das Fair Value-Ergebnis. Die hier zu Buche schlagenden temporären Bewertungseffekte entfallen zu einem großen Teil auf die Ausweitung von Kreditrisikoprämien bei bonitätsmäßig guten bis erstklassigen Beständen, insbesondere auch bei langlaufenden Geschäften mit der öffentlichen Hand. Zinsüberschuss und Provisionsüberschuss entwickelten sich dagegen positiv. Die Risikovorsorge lag mit 101 Mio. Euro deutlich über Vorjahresniveau (Vorjahr: 47 Mio. Euro). Das Neugeschäft legte 0,5 Mrd. Euro auf 5,3 Mrd. Euro zu (Vorjahr: 4,8 Mrd. Euro).
Seit März unterstützt die Helaba als Durchleitungsinstitut die Sparkassen-Finanzgruppe in Hessen-Thüringen bei der Umsetzung der neuen KfW-Förderdarlehen. Bis Ende Juni wurden rund 1.860 Anträge für die KfW-Corona-Hilfeprogramme mit einem Gesamtvolumen von 589 Mio. Euro durchgeleitet.
Im Segment Retail & Asset Management werden das Retail Banking, das Private Banking sowie das Asset Management über die Töchter Frankfurter Sparkasse, Frankfurter Bankgesellschaft und Helaba Invest, die Landesbausparkasse Hessen-Thüringen und die GWH abgebildet. Das Segmentergebnis vor Steuern lag mit 65 Mio. Euro unter dem Vorjahresniveau von 118 Mio. Euro und wurde im Wesentlichen von der GWH beigesteuert. Auch in diesem Segment wurde die positive Entwicklung des Zins- und Provisionsüberschusses durch das Fair Value-Ergebnis überlagert. Die Risikovorsorge wurde auf -14 Mio. Euro aufgestockt (Vorjahr: -1 Mio. Euro).
Durch die WIBank nimmt die Helaba im Auftrag des Landes Hessen öffentliche Förderaufgaben wahr. Die Förderung umfasst landwirtschaftliche Betriebe, Privatpersonen und Wohnungsbaugesellschaften sowie kommunale Gebietskörperschaften und Unternehmen. Das Ergebnis vor Steuern lag mit 15 Mio. Euro leicht über dem Vorjahresniveau von 13 Mio. Euro. Der Zinsüberschuss stieg aufgrund einer Ausweitung der Geschäftsaktivitäten um 3 Mio. Euro auf 32 Mio. Euro. Der Provisionsüberschuss lag mit 21 Mio. Euro leicht über Vorjahresniveau (Vorjahr: 19 Mio. Euro). In der Corona-Pandemie unterstützt die WIBank die hessische Wirtschaft im Auftrag des Landes Hessen mit spezifischen Förderprogrammen. Bis Ende Juni erteilte die WIBank Förderzusagen von insgesamt 161,2 Mio. Euro für rund 5.000 hessische Unternehmen.