Die Gesamtmarktbedingungen gestalten sich 2023 herausfordernd; Covered Bonds als „sichere Hafen“-Assets werden für Emittenten und Investoren gleichermaßen im Fokus stehen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Refinanzierung über das günstige Produkt ist für Banken ökonomischer denn je. Dies könnte sich noch verstärken, wenn sich die Risikoprämien zwischen den gedeckten und ungedeckten Anleihen (besonders Senior Preferred) ausweiten. In diesem Fall wäre die Emission gedeckter Papiere wesentlich attraktiver.
Gleichzeitig geht es für die Institute darum auszuloten, inwiefern über Covered Bonds trotz begrenzender Faktoren – wie sinkende Deckungsverhältnisse, rückläufiges Neugeschäft mit Immobilienkrediten, regulatorische Mindestanforderungen an Eigenmittel sowie bestimmte unbesicherte Verbindlichkeiten – vermehrt Geld am Kapitalmarkt aufgenommen werden kann.
„Die traditionellen Investoren greifen im Primär- und Sekundärmarkt wieder verstärkt zu.“
Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer vdp
Für Investoren steigt die Attraktivität der Covered Bonds: Neben der unverändert bevorzugten regulatorischen Behandlung kehren Anleger aufgrund steigender Renditen in die sichere Assetklasse zurück. Mittlerweile lassen sich auskömmliche Coupons auch bei Papieren aus dem Core-Segment finden.
Angesichts diverser Unwägbarkeiten (z.B. hohe Inflation, Energiekrise) und deren unterschiedlichen Auswirkungen auf Covered Bonds je nach Land, Emittent und Deckungsmasse führt dies zu einer weiteren Differenzierung bei den Risikoprämien.
Per saldo erwarten wir, dass die „Pro-Argumente“ überwiegen, so dass das Primärmarktvolumen mit rund 160 Mrd. Euro über den fälligen Papieren (126 Mrd. Euro) liegen wird. Grüne und soziale Covered Bonds wachsen mäßig mangels berücksichtigungsfähiger Kredite und angesichts der Herausforderungen der EU-Taxonomie sowie der geplanten Green Bond-Standards. Insgesamt erreichten die nachhaltigen Papiere im bisherigen Jahresverlauf 2022 mit 16,6 Mrd. Euro in etwa das starke Vorjahresvolumen von 17 Mrd. Euro.
Auch die EZB spielt nach wie vor als Käufer eine wesentliche Rolle. Bis September 2023 werden Covered Bonds in Höhe von 44,8 Mrd. Euro fällig. Bislang beabsichtigt der EZB-Rat, die im Rahmen des Anleihekaufprogramms APP erworbenen Wertpapiere bei Fälligkeit so lange wie erforderlich vollumfänglich zu ersetzen. Aufgrund des positiven Nettoangebots und einer gewissen Nachfrage seitens der EZB rechnen wir mit moderat steigenden Risikoprämien.
Eine Erkenntnis aus der Corona-Krise ist, dass sich notleidende Kredite (NPL) kaum auf die Qualität der Deckungswerte niedergeschlagen haben. Angesichts der global steigenden Zinsen muss jedoch für 2023 mit einer relativen Zunahme von NPL gerechnet werden. Bonitätsprobleme sehen wir aber im kommenden Jahr nicht.
Auch die Komposition der Deckungsmassen wird mit Blick auf den durchschnittlich variabel verzinsten Anteil in den Fokus rücken. Insgesamt ist die hohe Qualität der krisenfesten Covered Bonds nicht in Frage zu stellen. Die meist komfortablen Überdeckungen sowie die Vorgaben für Beleihungsquoten bieten einen ausreichenden Puffer.
Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.