Die kräftig gestiegenen Swapsätze sowie die starke Ausweitung der Credit-Spreads haben die Refinanzierungskosten im Laufe des Jahres 2022 für viele Unternehmen vervielfacht. In der Folge ist der Primärmarkt für EUR Corporate Bonds regelrecht abgestürzt. Bis zum Jahresende erwarten wir nur ein Emissionsvolumen in Höhe von 250 Mrd. Euro, im Jahr zuvor waren es noch 360 Mrd. Euro.
Auch 2023 werden die hohe Inflation und die entsprechenden Gegenmaßnahmen der EZB wenig Raum für eine Entspannung bei den Basiszinsen lassen. Immerhin sollten dann die Spread-Hochstände 2022 überwunden sein. So dürfte nicht zuletzt eine wachsende Klarheit über die weitere Wirtschaftsentwicklung dazu beitragen, das Marktumfeld zu beruhigen.
Angesichts der mauen Konjunktur wird die Innenfinanzierungskraft vieler Unternehmen nichtsdestotrotz nachlassen. Die Banken reagieren auf schlechtere Bonitätsprofile und steigende Ausfallraten sicherlich mit einer restriktiveren Kreditvergabe.
Gleichzeitig lassen sich die unabdingbaren Investitionen der Unternehmen in nachhaltige Wirtschaftsprozesse und veränderte Lieferketten nur begrenzt verschieben. Zudem dürften einige Adressen genötigt sein, bis dato unterlassene Kapitalmarktrefinanzierungen nachzuholen.
In der Summe werden sich die Corporates auch bei weiter steigenden Kuponsätzen wieder stärker am EUR Bondmarkt engagieren. Wir rechnen mit einem Emissionsvolumen von über 300 Mrd. Euro.
Die Gewinnaussichten der Banken für 2023 befinden sich aufgrund des geänderten Zinsumfeldes im Spannungsfeld zwischen steigenden Zinsüberschüssen und Sorgen über höhere Kreditausfälle.
Grundsätzlich zählt die Branche auf der Ertragsseite aber zu den Gewinnern steigender Zinsen, da Kundeneinlagen und Liquiditätsportfolien zu auskömmlicheren Konditionen angelegt werden können. Dies haben die Institute bereits eindrücklich unter Beweis gestellt. Dieser Trend dürfte sich angesichts der allgemeinen Notenbankpolitik fortsetzen.
Schnell steigende Zinsen wirken sich jedoch negativ auf die Qualität der Kreditengagements aus. Hinzu kommen die diversen weiteren Belastungsfaktoren für die Kundenforderungen. Herausgegriffen seien die hohen Energiekosten als Herausforderung für die Unternehmenskunden.
Bisher waren die notleidenden Kredite (also die, bei denen Zahlungsausfälle bereits eingetreten sind) stabil niedrig. Der Anteil der Kredite, bei denen sich Probleme erst abzeichnen (sogenannte Stage 2-Kredite) hat jedoch bereits leicht zugenommen. Ferner belasten steigende Zinsen u.a. die Erträge aus Wertpapiergeschäft, Vermögensverwaltung und Investment Banking.
Ein weiteres Fokus-Thema dürfte 2023 die allgemeine Liquiditätsversorgung sein. Während Unternehmen wohl weiterhin stark Kredite nachfragen, könnten die Liquiditätskennziffern der Banken aufgrund der monetären Straffung und ablaufender TLTRO-Mittel ebenfalls sinken.
Immerhin verfügen die Banken noch über sehr gute Liquiditätskennziffern und weisen darüber hinaus hohe Eigenkapitalquoten aus, was nicht zuletzt auf die regulatorischen Reformen im Bankensektor zurückzuführen ist. Anleihegläubiger gehen dennoch zunehmend selektiv vor, da ihre Forderung je nach Rang auch höheren Risiken ausgesetzt ist (sogenanntes Bail-in-Kapital).
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