Als während der Hochphase der Corona-Pandemie plötzlich so viele Menschen wie noch nie am Computer zuhause arbeiten und gleichzeitig ihren Kindern das Home-Schooling per Internet ermöglichen mussten, wurde das Problem noch offensichtlicher als zuvor: Das Internet in Deutschland ist zu langsam. Gerade in den ländlichen Regionen empfangen die Menschen ihre Daten immer noch meist über Kupferkabel, die nur eine Bandbreite bis 50 Mbit/s ermöglichen.
Gleichzeitig zu diesem Mangel an Infrastruktur wächst aber der Bedarf nach schnellem Internet immens: Produzierende Unternehmen setzen auf das Industrielle Internet der Dinge, Verwaltungen werden digitaler, die Wirtschaft braucht hohe Datenraten, in der Freizweit werden Streaming und Online-Gaming immer breiter genutzt. Die Lösung soll der Ausbau der Glasfasernetze sein. Während andere Länder schon länger auf die Datenautobahn umgestiegen sind, hat in Deutschland erst ein knappes Viertel der rund 50 Millionen Haushalte und Unternehmen einen Zugang zur Glasfaser. Das heißt, dass dort zumindest die Kabel im Boden liegen. Einen Anschluss haben allerdings nur 3,4 Millionen Haushalte und Unternehmen. Das ändert sich gerade: Überall im Land bauen Konzerne und Joint Ventures im Wettbewerb miteinander die Netze aus. Bis 2030 soll ganz Deutschland damit ins Netz gehen. Das Internet läuft laut Plan dann für alle mit einer Datenrate von bis zu 1000 Mbit/s, also mehr als zehn Mal so schnell wie heute.
Haushalte und Firmen versorgt das von der Helaba finanzierte Projekt Glasfaser Nordwest.
Mbit/s Datenrate für alle Haushalte und Unternehmen in Deutschland. Das ist das Ziel bis zum Jahr 2030.
Die Helaba finanziert eine ganze Reihe dieser Projekte mit – insgesamt hat sie Stand April 2023 an Finanzierungen mitgewirkt, die mehr als zehn Millionen Menschen mit Glasfaser versorgen helfen. Für die Landesbank ist deren Struktur entscheidend für eine Zusage. „Wir setzen auf erfahrene Partner, die das Wissen und die Erfahrungen mit solchen Projekten mitbringen“, sagt Markus Greif. Er ist stellvertretender Direktor Projektfinanzierung bei der Helaba. Aus Sicht der Abteilung brauchen die ausbauenden Unternehmen eine ausreichende Bonität – und das Projekt müsse auch Risiken tragen können. „Wenn etwas beim Ausbau einmal nicht nach Plan laufen sollte, darf es nicht so knapp finanziert sein, dass es direkt in die Insolvenz gehen würde“, erklärt Greif. Es gab Fälle von kleineren Glasfaserbetreibern, die nicht mehr weiterarbeiten konnten, weil sie bestimmte Herausforderungen nicht gemeistert haben, wie die steigenden Baukosten oder längere Genehmigungsverfahren.
Ein positives Beispiel mit stimmigen Rahmenbedingungen gibt es in Bochum. Dort baut die Telekom das Netz gemeinsam mit Glasfaser Ruhr aus – einer hundertprozentigen Tochter der Stadtwerke Bochum. 134.000 Haushalte und Unternehmen im Stadtgebiet werden dort vom Glasfasernetz profitieren können, sagt Markus Greif, der eine Banklehre bei einer Sparkasse gemacht hat und seit 15 Jahren bei der Helaba arbeitet. Die gesamte Investition, in die die Helaba auch KfW-Mittel eingebunden hat, beträgt rund 180 Millionen Euro.
Der Megatrend Urbanisierung birgt zahlreiche Herausforderungen – und Chancen. Stefan Bürger, Vorsitzender der Geschäftsführung der Helaba-Tochter GWH Wohnungsgesellschaft Hessen mbH, weiß, wie man mit unternehmerischen Ideen und erfolgreichen Partnerschaften zum Wohle aller agieren kann.
Städtische Projekte wie in Bochum stehen allerdings seltener im Fokus der Helaba. Der Wettbewerb ist oft sehr umkämpft und teilweise verlegen mehrere Anbieter gleichzeitig Leitungen. Diese von außen betrachtet wenig sinnvolle Situation entsteht, weil die Unternehmen sich im Wettbewerb um die in Städten deutlich kürzeren Kabelstrecken unterbieten. Damit fallen viele Einzelprojekte mit kleineren Investitionsvolumina an. Die Helaba geht deswegen bevorzugt in ländliche Gebiete. So finanziert sie zum Beispiel ein Projekt von Glasfaser Nordwest mit, einem Joint Venture des Energieerzeugers EWE und der Telekom. Vereinfacht gesagt umfasst es das Gebiet zwischen Bremerhaven im Norden, Paderborn im Süden, der niederländischen Grenze im Westen und Hamburg im Osten. „Glasfaser Nordwest legt in kleinen Bauabschnitten mehr oder weniger ein komplettes Netz in die Städte, Ortschaften, Wohngebiete und zu den Unternehmen. Insgesamt sollen dort potenziell 1,5 Millionen Haushalte und Firmen versorgt werden“, sagt Markus Greif. Die Zahl an sich beeindruckt, aber es gehe nicht um die Größe der Projekte, macht er klar und ergänzt: „Wir haben auch schon 25.000 oder 30.000 Anschlüsse mitfinanziert, dafür analysieren wir eben immer den Einzelfall.“
Diese Versorgung gerade der ländlichen Regionen, die bisher eher abgehängt vom schnellen Internet waren, hält auch Benjamin Bürkner für extrem wichtig. Der Helaba-Gruppenleiter für Strategie und Digitalisierung will den Wandel zu einer digitalen und nachhaltigen Gesellschaft begleiten – die beiden Faktoren gehen für ihn Hand in Hand. „Der Glasfaserausbau ist zum Beispiel für Start-ups ein wichtiger Standortfaktor“, sagt Bürkner.
„Der Glasfaserausbau ist zum Beispiel für Start-ups, die sich etwa mit der Energiewende beschäftigen, ein wichtiger Standortfaktor.“
Benjamin Bürkner,
Helaba-Gruppenleiter für Strategie und Digitalisierung
Wenn Deutschland wettbewerbsfähig bleiben und sich weiterhin auf den Weg zur Wissensgesellschaft machen möchte, muss die Infrastruktur stimmen. Das gilt auch für das industrielle Internet der Dinge oder für innovative Geschäftsmodelle. Die Finanzierung solcher Projekte zahle auf die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen ein, die eine widerstandsfähige Infrastruktur und eine inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern. „Wir erleichtern damit auch die gesellschaftliche Teilhabe und die Chancengleichheit, die unabhängig davon sein sollte, ob man nun in der Stadt oder auf dem Land lebt“, sagt Benjamin Bürkner.
Neben der Relevanz des Ausbaus der Digitalinfrastruktur sind für die Helaba die wirtschaftlichen Eckdaten entscheidend. Die Landesbank verdient an den Gebühren, die bei der Strukturierung der Kredite anfallen, und an den Zinsen, die dafür eingeräumt werden. „Es geht zum Beispiel darum, wie viel Darlehen ein Projekt aufnehmen und wann und wie es dieses zurückführen kann oder welche Finanzkennzahlen eingehalten werden müssen. Auch die Höhe des Eigenkapitals spielt eine Rolle“, sagt Markus Greif, der die Finanzierungen gemeinsam mit drei Kolleginnen und Kollegen bearbeitet. Das Risiko für die Helaba wird dabei regelmäßig geprüft, weil die Expertinnen und Experten das Projekt begleiten. „Die Kunden liefern uns Berichte, wie der Ausbau des Glasfasernetzes vorangeht und welche Herausforderungen es gibt.“ Dieses Monitoring übernimmt eine eigene Abteilung der Helaba.
Zu einer funktionierenden digitalen Infrastruktur gehören auch Rechenzentren und Mobilfunktürme. Bei Letzteren läuft schon eine ganze Reihe von Helaba-Projekten, zum Beispiel in Deutschland und in Frankreich. „Dabei geht es nicht darum, dass später einzelne Privatkunden eine Glasfaserleitung nutzen, sondern dass die großen Netzanbieter Telekom, Vodafone, O2 und 1+1 die Masten mieten“, sagt Greif. Das Risiko ist deswegen ganz anders zu bewerten. Die vier großen Firmen teilen sich meistens die Mobilfunktürme mit langen Verträgen und verlässlichen Mieten. Das Interesse der Unternehmen am Ausbau der Glasfaserleitungen ist zudem hoch, weil diese auch den Mobilfunk verbessern werden. Dessen Signale werden vom Smartphone an den Turm, von dort über die Glasfaser an die Rechenzentren und auf dem gleichen Weg zurück verteilt.
Bei den Rechenzentren hingegen gibt es keine Synergien und auch die Analyse der Projekte ist komplexer. „Es gibt Modelle, bei denen die späteren Kunden bonitätsstarke Unternehmen sind, aber eben auch Zentren, die viele kleine Anbieter versorgen“, sagt Markus Greif. „Deswegen müssen wir genau hinschauen, wie das Mieterrisiko ist, wie leicht Verträge zu kündigen sind, wie hoch die Nachfrage ist und wie die Wettbewerbssituation aussieht.“ Für den Projektfinanzierer sind sämtliche Investitionen in die digitale Infrastruktur wichtig, sagt Greif, zumal sich oft Synergien ergeben würden. „Wir helfen mit der Helaba dabei, den Standort Deutschland für die Zukunft digitaler und auch nachhaltiger aufzustellen.“
„Wir helfen mit der Helaba dabei, den Standort Deutschland für die Zukunft digitaler und auch nachhaltiger aufzustellen.“
Markus Greif,
stellvertretender Direktor Projektfinanzierung bei der Helaba
Die Helaba hat die gesellschaftlichen Trends, die unseren Konsum, unsere Mobilität und unser Zusammenleben nachhaltiger machen, genau im Blick – und fördert diesen Wandel in ihren diversen Geschäftsfeldern.