Die Zeichnungen sehen beeindruckend aus: ein offenes Schulgebäude in Holzbauweise, eine moderne Mensa, eine riesige Sporthalle mit sieben Feldern, grüne Außenanlagen, durch die sich ein renaturierter Bach schlängelt. Das Martin-Behaim-Gymnasium im Südosten Nürnbergs hat alles, um ein zukunftsfähiger Ort für bis zu 1.500 Schülerinnen und Schüler sowie 160 Lehrende zu sein, wenn der Neubau im Jahr 2026 fertig ist. Das Niedrigstenergiegebäude wird unter anderem mit einer Photovoltaik-Anlage und Geothermie ausgestattet, die für Strom – und je nach Jahreszeit – für Wärme oder Kühle sorgen. Außerdem setzt die Planung auch beim Bau auf Nachhaltigkeit: Die Unternehmen verarbeiten Recyclingbeton, der aus Materialien des alten Gebäudes besteht.
Die Helaba und die Sparkasse Nürnberg finanzieren das Projekt. Die Kreditvergabe funktioniert dabei anders als etwa bei größeren Infrastrukturmaßnahmen oder für Unternehmen. Die rund 175 Mio. Euro werden im Rahmen einer öffentlich-öffentlichen Partnerschaft mit der WBG Kommunal GmbH gestemmt, der Wohnungsbaugesellschaft der Stadt. Für alle Seiten hat diese Art der Zusammenarbeit große Vorteile.
Schülerinnen und Schüler werden nach Fertigstellung des Neubaus im Martin-Behaim-Gymnasium lernen
Die Helaba finanziert mit Vorliebe Projekte, die nicht nur finanziell, sondern auch ökologisch und sozial nachhaltig sind – besonders im Bildungs- und Erziehungssektor.
„Wir können das Projekt zu guten Zinsen und mit langen Laufzeiten finanzieren, weil wir bei einem öffentlichen Träger auf dessen Bonität abstellen können – in diesem Fall also auf die der Stadt Nürnberg“, sagt Thomas Ostermann. Der stellvertretende Abteilungsdirektor Projektfinanzierung bei der Helaba hat den Kredit strukturiert. Er erklärt, es sei eine hohe Sicherheit gegeben, dass der Kredit auch zurückgezahlt wird – und damit werden gute Finanzierungsbedingungen möglich. Selbst wenn die Stadt im Extremfall nicht mehr zahlen könnte, wäre der Kredit dennoch nicht verloren. „Die Gemeinden sind durch eine ganze Reihe von Instrumenten wie kommunale Ausgleichsregelungen oder auch den Länderfinanzausgleich abgesichert“, sagt Ostermann.
„Wir können das Projekt zu guten Zinsen und mit langen Laufzeiten finanzieren, weil wir bei einem öffentlichen Träger auf dessen Bonität abstellen können.“
Thomas Ostermann,
stellvertretender Abteilungsdirektor Projektfinanzierung
Genug Arbeit bedeutet ein solches Projekt dennoch für das Team der Projektfinanzierung. Es geht zum Beispiel um das Volumen der Kredite, die Laufzeiten und die Tilgungsstruktur. „Außerdem müssen wir uns genau anschauen, welche Personen an den Verträgen beteiligt sind und deren Berechtigung dazu prüfen“, sagt Markus Greif, der in den vergangenen Jahren immer häufiger Schulfinanzierungen im In- und Ausland begleitet hat. Hinzu kommt, dass bei kommunalen Vergaben immer auch die lokale Politik beteilig ist, der Rat der jeweiligen Stadt etwa, der das Projekt in der Vergangenheit beschlossen hat. „Das Haushaltsrecht in Kommunen ist komplex“, erklärt der Projektfinanzierer der Helaba. „Wir schauen uns dazu die Verwaltungsvorlagen an, die im Prozess entstanden sind, und kontrollieren zum Beispiel, ob bestimmte Maximalgrenzen für die Baukosten genehmigt wurden.“ In Zeiten, in denen die Kosten für Baumaterialien stark gestiegen sind – 2021 um 8,8%, 2022 um 16,8% – ist das ein wichtiger Prüfstein.
Noch umfangreicher wird ein solches Projekt, wenn es ins Ausland geht. Die Helaba finanziert Schulen etwa in Österreich, England oder Irland. Die Finanzierungsstruktur unterscheidet sich dort von den deutschen Fällen, weil es gerade im Bildungsbereich viele Public-Private-Partnerships gibt. Das heißt, enge Partnerschaften zwischen öffentlichen Auftraggebern und privaten Auftragnehmern. Diese bauen dann nicht nur die Schule, sondern behalten sie auch im Besitz und betreiben sie, indem sie etwa Hausmeister- Services anbieten oder sie instandhalten. Dafür bekommen sie eine Miete von der Kommune. „Für diese Modelle arbeiten wir mit unseren Auslandsbüros zusammen oder auch mit lokalen Anwälten, damit die Projekte mit dem geltenden Recht in Einklang sind“, erzählt Markus Greif.
Für Markus Greif ist die vertrauensvolle Arbeit mit den Kommunen oder mit den Bundesländern in Deutschland sehr wichtig, gerade wenn es im Laufe der Jahre mehrere Projekte mit denselben Auftraggebern gibt. Seine Kollegen und er kennen dann die Vertragsstrukturen und können so sehr effizient arbeiten. Dennoch, so Greif, sorge das föderale System in Deutschland dafür, dass es immer wieder neue Nuancen in den Projekten gibt. Einfacher ist es in den Niederlanden, wo die Helaba schon einige Public-Private-Partnerships mitfinanziert hat. „Dort gibt es zum Beispiel jeweils eine Behörde für die Verkehrsinfrastruktur, die Straßen, Schleusen oder Tunnel baut, oder eine für den öffentlichen Hochbau – und die haben Standardverträge, die nur noch angepasst werden müssen.“ Das erleichtere die Arbeit und sorge auch für mehr Effizienz.
Markus Greif,
stellvertretender Direktor Projektfinanzierung
Das großangelegte Wiener Campus+ Modell setzt Maßstäbe in punkto Neuem Lernen. Helaba und EIB finanzieren in diesem Rahmen Neubauten für rund 2.200 Kinder und Jugendliche.
Die Finanzierung von Schulen ist für die Helaba ein wichtiger Baustein auch im Zusammenhang mit einer nachhaltig orientierten Geschäftstätigkeit. Diese hat für die Landesbank neben einer ökologischen auch eine soziale Dimension. „Schulen stehen für uns dabei besonders im Fokus, da sie eine wichtige Rolle im sozialen Bereich spielen“, sagt Petra Sandner, Chief Sustainability Officer der Helaba-Gruppe. „Bei neuen Transaktionen und Finanzierungen betrachten wir regelmäßig, ob sie auf eines der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen einzahlen.“ Eines davon, Ziel Nummer 4, ist die „Hochwertige Bildung“, zu der auch funktionale und moderne Gebäude beitragen. „Die Modernisierung der Bildungsinfrastruktur ist dringend erforderlich, in allen Bereichen“, sagt Petra Sandner. Gleichzeitig sei die langfristige Steigerung der Bildungsqualität im urbanen Raum besonders wichtig, um eine stabile und zukunftsfähige Gesellschaft zu schaffen.
Petra Sandner,
Chief Sustainability Officer der Helaba-Gruppe
Das Thema Schulen ist auch für Markus Greif, der seine Lehre bei einer Sparkasse absolvierte und seit 15 Jahren bei der Helaba arbeitet, etwas Besonderes. „Bildungseinrichtungen sind überhaupt nicht abstrakt, sondern sehr konkret – und sie erfüllen ja auch einen wichtigen Zweck“, sagt Markus Greif. Wenn er beruflich oder auch im Urlaub unterwegs ist, fährt er, wenn er in der Nähe ist, gerne zu den Projekten, an deren Finanzierung er gearbeitet hat. „Ich habe mir zum Beispiel das Campus+ Modell in Wien einmal angeschaut, das ich vorher nur von animierten Bildern oder Architekturzeichnungen kannte“, erinnert er sich. „Das war wirklich beeindruckend, als ich die Schüler und Lehrer da hineingehen sah. Aus einem Vertragswerk ist so ein echter Ort für die Bildung geworden.“
Die Helaba hat die gesellschaftlichen Trends, die unseren Konsum, unsere Mobilität und unser Zusammenleben nachhaltiger machen, genau im Blick – und fördert diesen Wandel in ihren diversen Geschäftsfeldern.