Die Hoffnung auf eine zufriedenstellende Performance von Anleihen nach zwei Jahren mit zum Teil deutlichen Kursverlusten scheint sich 2023 nicht zu erfüllen. Zwar sind die Teuerungsraten wie erwartet deutlich zurückgegangen, latente Sorgen über die Inflationsentwicklung verunsichern sowohl Anleger als auch Notenbanken.
Negative Vorgaben kamen zuletzt vor allem vom US-Rentenmarkt. Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries kletterte zeitweise bis 5 % und lag damit mehr als einen Prozentpunkt über dem Jahresultimowert. 10-jährige Bundesanleihen verzeichneten mit knapp 3 % nur ein Plus von rund 0,4 Prozentpunkten. Immerhin ergibt sich damit ein attraktiveres Einstiegsniveau für Neuengagements.
An den Rentenmärkten ist auch 2024 mit einigen Turbulenzen zu rechnen. Der Abbau der Wertpapierbestände bei den Notenbanken bei gleichzeitig relativ hoher staatlicher Emissionstätigkeit mahnt zur Vorsicht. Infolge der steigenden Staatsverschuldung und Zinslast hat sich nicht erst seit der Ratingherabstufung der USA ein Aufwärtstrend bei den Kreditausfallprämien herausgebildet.
Die Sätze für US-Staatsanleihen haben den höchsten Stand seit mehr als zehn Jahren erreicht. Die Prämien für Bundesanleihen sind zwar nur halb so hoch, zeigen aber ebenfalls nach oben. Auch im Euroraum sind die Risikoprämien zuletzt wieder gestiegen.
Negative Einflüsse könnten 2024 ebenfalls von den langfristigen Inflationserwartungen ausgehen. Die entsprechenden Terminmarktsätze kletterten im Euroraum zeitweise über 2,6 % und markierten damit ein neues Allzeithoch. Der Aufwärtstrend ist noch intakt und signalisiert Unsicherheit im Zusammenhang mit veränderten strukturellen Einflussfaktoren wie Demografie, Klimawandel und geopolitischen Konflikten.
Die Hoffnungen von Anleihegläubigern und Schuldnern ruhen 2024 vor allem auf den Notenbanken. Deren Inflationsziele von 2 % dürften zwar nicht erreicht werden, aber die Geldpolitik wird dennoch vermutlich in der zweiten Jahreshälfte einen Kurswechsel vollziehen.
Erfahrungsgemäß bieten solche Phasen ein günstiges Umfeld für Kursgewinne. Bei zwölf vergleichbaren Konstellationen am deutschen Rentenmarkt seit Mitte der 50er Jahre kam es in elf Fällen zu Renditerückgängen bei Bunds. Für den US-Rentenmarkt zeigt die Analyse ein ähnliches Bild. Hier wurden die Renditehöchststände häufig vor dem Erreichen des Leitzinsgipfels bzw. zu Beginn eines Leitzins-Plateaus markiert.
So betrachtet könnten die jüngsten Renditespitzen in den USA und bei Bundesanleihen durchaus das zyklische Hoch markieren. Eine inverse US-Zinsstrukturkurve war in der Vergangenheit zudem ein zuverlässiger Indikator dafür, dass die Renditen zumindest auf ihrem Niveau verharren, tendenziell aber eher wieder sinken.
Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen dürfte Ende 2024 bei 2,3 % notieren. Dieser Wert wird aber im Jahresverlauf vermutlich eher die untere Bandbreite markieren. Unterstützung ist dabei vom US-Rentenmarkt zu erwarten. Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries dürfte sich gegen Jahresende wieder der 4 %-Marke nähern.
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