Der rückläufigen Volatilität und dem nachlassenden Aufwärtsdruck bei den Refinanzierungskosten ist es aktuell zu verdanken, dass sich der EUR Primärmarkt für Corporate Bonds deutlich besser als 2022 entwickelt. Insbesondere die stabileren Swapsätze verbessern die Planbarkeit von Kapitalmarkttransaktionen und scheinen einige Emittenten zu motivieren, aufgeschobene Transaktionen nachzuholen. Ganz nebenbei sorgt die höhere Kapitalmarktverzinsung für eine robuste Nachfrage auf der Investorenseite. Wir erwarten für 2023 ein Platzierungsvolumen von mehr als 350 Mrd. Euro.
Die Refinanzierungsätze der Unternehmen werden 2024 wahrscheinlich nicht weiter steigen, sondern tendenziell unter das aktuelle Niveau fallen. Gleichwohl dürfte ein Rückfall auf die günstigen Sätze der Vergangenheit angesichts der anhaltend vorsichtigen EZB-Politik 2024 auszuschließen sein. Die zuletzt recht stabile Renditeentwicklung am Corporate Bondmarkt wird sich wohl fortsetzen – u. E. eine gute Voraussetzung für eine dynamische Emissionsaktivität im Jahresverlauf.
Mit Blick auf die nötigen Investitionen in die Diversifizierung von Lieferketten, Digitalisierung und nachhaltige Produktionsverfahren dürften die Herausforderungen für viele Unternehmen kaum geringer werden. Zudem setzt die zuletzt schwache Wirtschaftsentwicklung bei gleichzeitig gestiegenen Produktionskosten die Innenfinanzierungskraft vieler Unternehmen unter Druck. Aufgrund der restriktiveren Kreditvergabe einiger Banken bleibt vielen Corporates eigentlich nur der Kapitalmarktgang. Wir rechnen daher damit, dass sich die Emissionsvolumina am EUR Corporate Bondmarkt mindestens auf dem Niveau von 2023 bewegen.
Der Bankensektor erfreut sich dank des geänderten Zinsumfelds spätestens seit Mitte 2022 sprudelnder Gewinne, getrieben durch stark gestiegene Zinsüberschüsse vor allem bei Kundeneinlagen und Liquiditätsreserven. Der Wettbewerb um Kundeneinlagen nimmt allerdings zu und die Häuser stehen zunehmend unter Druck, höhere Zinsen an ihre Kunden weiterzugeben.
Gleichzeitig leidet das Kreditgeschäft unter dem Zinsanstieg. Die Problemkreditquoten blieben bisher stabil auf historisch niedrigem Niveau, das derzeitige schwache Konjunkturumfeld könnte jedoch 2024 zu einem Anstieg führen. Immerhin verfügt der Sektor u.a. aufgrund in der Pandemie zusätzlich gebildeter und dank staatlicher Stützungsmaßnahmen nicht benötigter Kreditrückstellungen („Top Level Adjustments“) über hohe Risikopuffer.
Darüber hinaus sind die Eigenkapitalquoten aufgrund der Regulierungsreformen der letzten zehn Jahre und der Ausschüttungssperren während der Pandemie so hoch, dass die Institute ihre Dividendenausschüttungen und Aktienrückkaufprogramme fortsetzen können.
Die Anleiheemissionen befanden sich zuletzt auf Rekordkurs. Im Gesamtjahr 2023 könnte der Spitzenwert beim Neuemissionsvolumen von erstrangig unbesicherten EUR Benchmark Bankanleihen von rund 190 Mrd. Euro aus dem Vorjahr nochmals übertroffen werden. Für 2024 rechnen wir mit einem erneut hohen Emissionsvolumen, auch wenn sich die TLTRO-Refinanzierungen aus 2023 nicht wiederholen werden. Haupttreiber hierfür sind anhaltend umfangreiche Fälligkeiten und die oben erwähnten rückläufigen Kundeneinlagen.
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