Schweden kämpft sich 2024 langsam aus dem Konjunkturtief. Die Riksbank hat zur Eindämmung der Inflation seit Mai 2022 die Zinsen von null auf 4 % angehoben. Zunächst bremsen daher noch die gestiegenen Kreditkosten für Industrie und Verbraucher die Nachfrage. Die restriktive Geldpolitik sollte im Jahresverlauf aber gelockert werden. Die Verbraucherpreise dürften 2024 mit rund 3 ½ % langsamer steigen als im Vorjahr.
Hohe Lohnabschlüsse unterstützen den Konsum 2024. Der Anstieg der Arbeitslosenquote bleibt moderat. Impulse kommen auch von Investitionen zur Anpassung an den Klimawandel, z. T. von der EU bezuschusst. Außerdem bewirkt die global gestiegene Unsicherheit, dass die Verteidigungsausgaben schneller angehoben werden als zunächst geplant. Das BIP-Wachstum bleibt 2024 verhalten. Zusammen mit der rückläufigen Inflation ebnet das den Weg für eine Leitzinswende im zweiten Halbjahr.
„Die Regierung ist vorbereitet“
Finanzminister Wykman angesichts der Probleme auf
dem schwedischen Immobilienmarkt
Bei den Hauspreisen sollte nach einem ausgeprägten Minus 2023 im Jahresverlauf 2024 eine Gegenbewegung einsetzen, begünstigt von der anhaltenden Knappheit auf dem Wohnungsmarkt. Allerdings leiden die Kreditnehmer wegen der oft variabel verzinsten Kredite unter den gestiegenen Lasten. Die Dynamik früherer Jahre wird daher nicht erreicht: Um 2 bis 3 % könnten die Hauspreise bei nachlassendem Zinsdruck steigen.
Die Schweden-Krone wird wohl auf kurze Sicht anfällig bleiben, dennoch überwiegen die Chancen. Denn sowohl Zinsdifferenzen als auch Kaufkraftparitäten deuten auf eine Unterbewertung der Währung hin. Der Euro-Krone-Kurs dürfte 2024 wieder in Richtung 11 sinken.
Die Minderheitsregierung aus Moderaten, Christdemokraten und Liberalen ist von externer Unterstützung durch die rechtsextremen Schwedendemokraten abhängig, die eine hauchdünne Mehrheit liefert. Die Stabilität bis zum Ende der Legislaturperiode im Herbst 2026 ist angesichts des breiten Parteienspektrums und der knappen Mehrheit fraglich. Um die Themen Konjunktur, Wohnungsmarkt, Migration und innere Sicherheit wird intensiv gerungen werden.
Mit der von der Türkei zugesagten Ratifizierung des schwedischen Beitritts zur NATO kann Ministerpräsident Kristersson einen wichtigen politischen Erfolg für sich verbuchen, selbst wenn die konkrete Umsetzung noch nicht erfolgt ist und auch Ungarn sie bislang immer wieder verzögert. Die unsichere weltpolitische Lage und die schwache Konjunktur bewirken offenbar, dass sich die Einstellung der Schweden gegenüber Bündnissen ändert.
Dies gilt auch im Hinblick auf die Eurozone: Bei der jüngsten Umfrage zum Eurobarometer zeichnete sich in Schweden ein kräftiger Sprung bei den Befürwortern der Eurozone und der gemeinsamen Währung ab. Konkret nach der Euro-Einführung im Land gefragt, ergab sich sogar eine Mehrheit, die dies unterstützt. Ob der Trend bei wieder anziehender Konjunktur Bestand hat, bleibt abzuwarten.
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