Sämtliche Spiele der russischen Fußballnationalmannschaft für internationale Turniere oder Qualifikationsspiele wurden abgesagt. Seither konzentriert man sich auf Spiele mit Ländern, die Moskau mehr oder weniger freundlich gesonnen sind.
Analog verhält es sich in der Wirtschaft. Die (direkten) Verbindungen zu den wichtigen Handelspartnern in Europa sind unterbrochen, asiatische Länder gewinnen an Bedeutung. Trotz umfassender westlicher Wirtschaftssanktionen bleibt die russische Wirtschaft recht widerstandsfähig und versucht, sich so gut es geht an das neue Umfeld anzupassen. Die Wirtschaftsleistung dürfte 2024 nach zwei Rezessionsjahren mit 1,8 % ein moderates Plus aufweisen.
„Wir haben einem absolut beispiellosen Druck von außen standgehalten“
Präsident Wladimir Putin
Die wichtigste Stütze der Wirtschaft ist der Rohstoffsektor, der etwa ein Drittel des BIP, 40 % der Haushaltseinnahmen und fast zwei Drittel der Exporterlöse ausmacht. Der 2024 erwartete Ölpreis dürfte mit durchschnittlich 90 US-Dollar pro Barrel für die Sorte Brent etwas höher liegen als im Vorjahr.
Russisches Öl verkauft sich zwar mit einem Abschlag zum Weltmarktpreis, der Ölpreisdeckel von 60 US-Dollar pro Barrel ist jedoch kaum wirksam. Moskau hat bei Rohöltransporten zuletzt immer weniger auf westliche Versicherungen zurückgegriffen: Mitte 2023 war nur ein Viertel der mit russischem Öl beladenen Schiffen bei westlichen Unternehmen versichert. Zwischenhändler, vor allem in Indien, aber auch in China und der Türkei, helfen beim Transport in den Westen.
Um der Rubel-Abwertung entgegenzuwirken hat die russische Zentralbank Mitte 2023 damit begonnen, den Leitzins deutlich anzuheben, in zunächst vier Schritten von 7,5 % im Juli auf 15 % im Oktober. Zumindest bis Mitte 2024 sollte der Leitzins weitgehend auf diesem Niveau verharren, schließlich will man die Konjunktur nicht zu sehr unter Druck setzen.
In der zweiten Jahreshälfte 2024 sind dann Zinssenkungen denkbar. Die Investitionsaktivitäten werden schwach bleiben – nicht nur wegen des hohen Zinsniveaus, sondern auch, weil die westlichen Unternehmen ihre Aktivitäten im Land weiter zurückfahren.
Nachdem 2023 beim Konsum gewisse Aufholeffekte zu spüren waren, wird es 2024 wieder eine Abschwächung geben, da sich der Inflationsrückgang verlangsamt. Mit 5,5 % im Jahresdurchschnitt wird eine Inflationsrate über dem Niveau der Vorkriegszeit erwartet. Druck auf die Preise kommt vom engen Arbeitsmarkt und von den höheren Importkosten.
Die Zeiten der Haushaltsüberschüsse (mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020) sind seit Kriegsbeginn vorbei. Geringeren Einnahmen stehen höhere Ausgaben, vor allem für das Militär gegenüber. Da sich die Rohstoffeinnahmen aber 2024 leicht verbessern, dürfte das Haushaltsdefizit mit rund 3 % des BIP etwas geringer ausfallen als im Vorjahr.
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