Auch Frankreich leidet unter den Folgen der hohen Inflation, dem schwachen Welthandel und der rückläufigen Industrieproduktion, allerdings weniger als beispielsweise Deutschland. Eine Rezession konnte 2023 vermieden werden. Die Erneuerung des Landes in den vergangenen Jahren zahlt sich nun aus.
Seit 2017 wurde der Arbeitsmarkt reformiert – inspiriert von den deutschen Hartz-Reformen. Mehr Flexibilität und Kurzarbeit, eine kürzere Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes sowie die Entwicklung und Verbesserung der beruflichen Ausbildung waren wichtige Bestandteile. Darüber hinaus wurden Unternehmenssteuern gesenkt. Selbst die heftig umstrittene Rentenreform ist im September 2023 in Kraft getreten.
Diese angebotsorientierten Maßnahmen hat die Regierung Macron mit der typischen französischen Industriepolitik verbunden, deren Ziel die Reindustrialisierung ist. Hierfür wurde der 50 Mrd. Euro schwere Investitionsplan „France 2030“ beschlossen. Industriestrom ist zudem verhältnismäßig günstig. Auch wenn diese Politik weniger auf die Staatsverschuldung achtet, hilft sie, ausländische Investoren anzulocken.
Die Ausrüstungsinvestitionen sind 2023 um rund 4 % gestiegen. Der Zuwachs dürfte 2024 geringer ausfallen. Dies ist allerdings nicht für die Bautätigkeit zu konstatieren, die 2023 aufgrund gestiegener Kapitalmarktzinsen, hoher Baukosten und einer schwierigen Einkommenssituation der privaten Haushalte um schätzungsweise 2 % rückläufig war. Da sich diese Rahmenbedingungen nur allmählich bessern, dürfte der Bau auch 2024 bremsen.
Aktuell wird die Konjunktur vom in Frankreich wichtigen Konsum gebremst. Die privaten Haushalte haben sich 2023 zurückgehalten und ihre Verbrauchsausgaben leicht unterdurchschnittlich erhöht. Das frühzeitige und breit angelegte Deckeln der Gas- und Stromtarife hat nur temporär zu einer im europäischen Vergleich geringeren Inflationsspitze und damit zu einer Stabilisierung der Konsumausgaben geführt. Die Inflationsrate lag 2023 mit 5,7 %
wieder in etwa auf dem Niveau der Eurozone. Auch 2024 dürfte es mit etwa 3 % keine nennenswerten Abweichungen geben. Die Löhne und Gehälter dürften deutlich um etwa 4 ½ % zulegen. Zusammen mit der niedrigeren Inflation und einer steigenden Beschäftigung wird der Konsum dann mit schätzungsweise 1,5 % etwa so stark zulegen wie das Bruttoinlandsprodukt.
Der Außenhandel hat 2023 zum Wachstum beigetragen. Der wichtigste Handelspartner bleibt Deutschland, in das 13 % der Waren geliefert und aus dem 12 % der Güter kommen. Mit der günstigeren Weltkonjunktur sollten die Ausfuhren 2024 zwar stärker zunehmen. Gleichzeitig dürfte der sich erholende französische Konsum aber auch die Einfuhren stimulieren, so dass der Außenhandel insgesamt wenig zum Wachstum beitragen wird.
Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.