Die Wirtschaftsdynamik Italiens war seit 2021 stärker als die der Eurozone. Zum einen war auch der Ein-bruch während der Pandemie ausgeprägter; zum anderen stimulieren weiterhin Transfers der EU von rund 70 Mrd. Euro. Hinzu kommen zinsvergünstigte Kredite. Mit einem Wachstum von 1,1 % dürfte das Land 2024 schwächer zulegen als der gesamte Währungsraum.
Obwohl das Land Schwierigkeiten hat, Investitionsprojekte zu planen und genehmigen zu lassen, sind die Investitionen deutlich gestiegen. Die Ausrüstungen fielen 2023 um rund 5 % höher aus. Allerdings hat die Dynamik zuletzt nachgelassen. Trotzdem dürfte 2024 noch ein erneuter kleinerer Zuwachs möglich sein.
Während die Ausrüstungen seit Ende 2019 um 19 % gestiegen sind, liegen die Bauinvestitionen sogar 31 % über dem Vor-Corona-Niveau. Eine wesentliche Ursache hierfür war die sehr großzügige Sanierungsförderung „Superbonus 110“. Hiermit konnten mehr als die gesamten Kosten z.B. für die energetische Erneuerung, nämlich 110 %, von der Steuer abgezogen werden. Dieses System hat zu enormem Missbrauch und hohen Kosten geführt. Die Förderung wurde inzwischen zwar eingeschränkt, erhöht aber weiterhin das Staatsdefizit. Nach 5,5 % dürfte es 2024 immer noch bei 4 % liegen.
Die Bauinvestitionen sanken 2023 um etwa 2 ½ %. Die Wohnungsbaugenehmigungen sind zuletzt gefallen. Nicht nur die eingeschränkte Förderung, sondern auch höhere Hypothekenzinsen und gestiegene Baukosten bremsen weiterhin.
Die Konsumausgaben sind 2023 um schätzungsweise 1 ¼ % gestiegen. 2024 dürfte der Zuwachs ähnlich hoch ausfallen. Ein nochmaliger Rückgang der Sparquote ist nicht zu erwarten, da mittlerweile das Vor-Corona-Niveau sogar unterschritten ist. Entlastung für die italienischen Konsumenten kommt von den sinkenden Inflationsraten bei gleichzeitig moderat steigenden Löhnen. Die Beschäftigung dürfte weiter zulegen und die Arbeitslosigkeit ist rückläufig.
Der Außenhandel hat 2023 erneut das Wachstum gebremst. Die Exporte sind kaum gestiegen. Die Ausfuhren in die drei wichtigsten Exportdestinationen Deutschland, die USA und Frankreich waren zuletzt rückläufig. Dies sollte sich mit der günstigeren Konjunktur 2024 ändern. Trotz stärkerer Importe dürfte der Außenhandel dann zumindest keinen negativen Wachstumsbeitrag erbringen.
Um die Wachstumskräfte zu stimulieren, müsste die Regierung Meloni stärker auf Reformen setzen. So gelten Verwaltung und Justiz immer noch als zu langsam. Zudem muss mehr in das Bildungssystem investiert werden. Kostspielig ist das italienische Rentensystem. Daneben soll die von der EU geforderte Klimaneutralität bis 2050 erreicht werden. Die italienische Wirtschaftspolitik steht damit trotz der Stimulierung durch europäische Mittel vor enormen Herausforderungen.
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