Spanien expandierte 2023 mit 2,4 % erneut deutlich stärker als der Euroraum (0,5 %). Allerdings war der pandemiebedingte Einbruch 2020 auch der größte unter den Flächenländern. Mittlerweile hat die Wirtschaftsleistung das Niveau von 2019 überschritten und die Dynamik lässt nach. Dies gilt auch für den wichtigen Tourismus, der das Vor-Corona-Niveau erreicht hat.
Die Wachstumsdynamik dürfte 2024 auf 2 % etwas nachgeben, aber immer noch höher ausfallen als im Währungsraum (1,3 %). Auf der Schattenseite steht allerdings die hohe Staatsverschuldung, die das Land anfällig macht. Reformen z. B. bei der teuren Rentenversicherung wären notwendig. Die Produktivität gilt als eher niedrig.
Der spanische Konsum ist 2023 so stark gewachsen wie das Bruttoinlandsprodukt. 2024 verbessern sich die Rahmenbedingungen für die privaten Haushalte, so dass die Verbrauchsausgaben mit 2,5 % stärker expandieren dürften als das Bruttoinlandsprodukt. So ist die Inflationsrate deutlich schneller zurückgegangen als in der gesamten Eurozone: Sie lag 2023 bei nur 3,5 %.
Für viele Spanier ist der Stromtarif an den schwankungsanfälligen Großhandelspreis gebunden. Die jüngsten Rückgänge wirken sich nun positiv aus. Die harmonisierte Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel lag 2023 immerhin einen Prozentpunkt höher. Die Inflationsrate dürfte zwar 2024 nur wenig auf 3,3 % zurückgehen, Impulse für den Konsum kommen allerdings von der zunehmenden Beschäftigung. Obwohl viele Spanier nicht Vollzeit arbeiten, nimmt die Zahl der insgesamt gearbeiteten Stunden zu. Die Lohnsteigerungen fallen höher aus als 2023 und die Renten dürften deutlich erhöht werden. Die verfügbaren Einkommen werden zudem durch die Einkommen der Selbstständigen stimuliert.
Spanien hat aus dem europäischen Wiederaufbauplan Anspruch auf Transfers in Höhe von rund 80 Mrd. Euro. Hinzu kommen zinsvergünstigte Kredite. Die Schwierigkeiten bei der Bildung einer handlungsfähigen Regierung verzögern aber die Genehmigung von Projekten und deren Finanzierung. Sollte sich bis Ende November 2023 keine neue Regierung gebildet haben, werden die Spanier am 14. Januar 2024 erneut zur Wahlurne gehen.
Bislang haben sich die Brüsseler Hilfen im Gegensatz zu Italien nur wenig bei den Ausrüstungsinvestitionen niedergeschlagen. Nachdem diese 2023 sogar leicht gesunken sein dürften, ist für 2024 trotz höherer Kapitalmarktzinsen mit einer Erholung zu rechnen.
Erfreulicher verläuft die Bautätigkeit. Die Geschäftserwartungen der Branche sind optimistischer geworden. Die Zahl der genehmigten und begonnenen Häuser ist wie die Bauproduktion 2023 deutlich gestiegen. Auch 2024 dürften die Bauinvestitionen zulegen, wobei sich der Nichtwohnungsbau günstiger entwickelt.
Die Exporte haben 2023 stärker zugenommen als die Importe, so dass der Außenhandel einen positiven Wachstumsbeitrag erbracht hat. Hiervon sind 2024 nur noch geringe Wachstumsimpulse zu erwarten, da der lebhaftere Konsum höhere Einfuhren nach sich zieht.
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