2023 war ein bewegtes, hoffnungsvolles, aber am Ende nur dank Safe-Haven-Bewegungen erfolgreiches Goldjahr. Obwohl das Edelmetall im Verlauf des Jahres über weite Strecken in Führung lag – mit einem Plus von über 10 % (US-Dollar und Euro) – wurde der Gewinn durch enttäuschte Zinshoffnungen fast aufgezehrt.
Wichtigster Bestimmungsgrund für den Goldpreis, der zwischen 1.811 und 2.051 US-Dollar je Feinunze schwankte, waren Zinssenkungshoffnungen der Anleger. So erreichte das Edelmetall sein Jahreshoch mit 2.051 US-Dollar/Unze, als erste Fed-Zinssenkungshoffnungen für den Herbst 2023 am ausgeprägtesten waren und sackte ab, nachdem sich diese Hoffnungen nicht materialisierten.
„Ein Optimist kauft Gold und Silber, ein Pessimist Konserven“
Alte Anlegerweisheit
Gemessen an Tempo und Stärke insbesondere der US-Geldpolitik hat sich Gold 2023 eigentlich sehr gut geschlagen. Schließlich sorgten Fed wie EZB mit ihrer Geldpolitik für Zinshochs an den Kapitalmärkten wie zuletzt vor 15 Jahren.
Das zinslose Gold steht nun nach über einer Dekade wieder in Konkurrenz zu sicheren Staatsanleihen, die mit auskömmlichen Renditen locken. Damit könnte über eine Neubewertung von Gold nachgedacht werden, da das Kaufargument der Anlagealternative entkräftet wird. Demgegenüber bleibt es aber ein sicherer Anlagehafen, was im Sinne einer Risikoprämie einen Preisaufschlag rechtfertigt.
Entscheidend für eine Preisbewertung ist weniger die Nominal-, sondern die Realverzinsung. Gleichzeitig ist zu klären, ob der jüngste Renditesprung an den Kapitalmärkten als nachhaltig wahrgenommen wird. Sollte die Realverzinsung 2024 eine Kehrtwende vollziehen und sich wie von uns erwartet auf einem niedrigeren Niveau einpendeln, dann eröffnen sich für Gold wieder Chancen. Der jüngste Sprung der Realverzinsung am Kapitalmarkt (TIPS) auf 3 % drückte Gold bis auf 1.815 US-Dollar/Unze. Ein solcher Zins war 2009 letztmalig zu beobachten. Im Anschluss ging es aber stetig bergab bis in den negativen Bereich und Gold konnte Preisrekorde knacken.
Mit einer Rückkehr der Negativverzinsung ist zwar nicht zu rechnen, dennoch steht für 2024 eine Leitzins-wende sowohl von der Fed als auch von der EZB an. Die weltweit rekordhohe Staatsverschuldung, der anhaltende Transformationsdruck zu investieren sowie die bestehenden geopolitischen Unsicherheiten sollten die Geldpolitik eher in die Defensive bringen.
Damit dürften die Renditen ihren Hochpunkt erreicht haben. Der Realzins am Kapitalmarkt dürfte sich folglich eher in Richtung 1 % bewegen. Gold wird deshalb spätestens in der zweiten Jahreshälfte von deutlichen Signalen einer Zinswende profitieren können. Dann dürfte das Edelmetall die Marke von 2.000 US-Dollar/Unze. überwinden.
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