Das stark abgekühlte Wirtschaftsklima und der Pessimismus der Verbraucher lassen nichts Gutes ahnen. Während das BIP 2022 aufgrund des stärkeren ersten Halbjahrs noch um gut 2 % zulegte, ist für 2023 mit einer Stagnation zu rechnen.
Die Wirtschaft leidet unter der schwächeren Konjunktur bei wichtigen Handelspartnern und der geringeren Kaufkraft der Verbraucher. Zwar ist die Arbeitslosenquote wieder auf das Niveau vor der Pandemie gesunken. Die Inflation wird jedoch auch 2023 das Ziel der Zentralbank von 2 % noch deutlich überschreiten.
Durch seinen Energiemix ist Schweden in geringerem Maß von den aktuellen Engpässen betroffen als andere Länder. Aus Russland wird nur wenig Gas und Öl bezogen, denn Hauptenergieträger sind Kernkraft, Biokraftstoffe/Müll sowie Öl, das vor allem aus Norwegen kommt.
Drastisch gestiegene Weltmarktpreise für Energie haben aber zusammen mit Lieferkettenproblemen die Erzeugerpreise nach oben katapultiert. Erhöhte Nahrungsmittelpreise sowie Wohn- und Transportkosten werden den Konsum noch so lange belasten, wie die Energiepreise nicht deutlich nachgeben. Ein Risiko für anhaltend hohe Inflationsraten sind Zweitrundeneffekte, wenn der Ausgleich durch entsprechende Lohnsteigerungen erreicht werden soll.
Die Riksbank wird angesichts der hohen Inflation zunächst am restriktiven Kurs festhalten. Den Leitzinserhöhungen seit April 2022 dürften weitere Schritte folgen, bis Frühjahr 2023 auf voraussichtlich gut 3 %. Auf den Euro-Kronen-Kurs haben allerdings andere Faktoren größeren Einfluss. Dazu zählen außenpolitische Entwicklungen und der Schwung an den Aktienmärkten. Insgesamt dürfte die Währung im Verlauf von 2023 wieder näher an der Marke von 10 Kronen je Euro notieren.
Der Wohnungsmarkt, der bei kräftig steigenden Zinsen sowie Bau- und Verbraucherpreisen deutlich korrigieren wird, sollte sich im Laufe des Jahres wieder erholen.
Der Ukraine-Krieg hat in Schweden ein Umdenken ausgelöst: Die politische Neutralität wurde abgelöst von einer klaren Entscheidung zugunsten der NATO. Zusammen mit Finnland hat das Land im Mai einen Beitrittsantrag gestellt und will die Verteidigungsausgaben kräftig anheben. Bevor die Mitgliedschaft umgesetzt werden kann, muss mit der Türkei noch Einvernehmen hergestellt werden, die ein entschlosseneres Vorgehen gegen Gruppen fordert, die von ihr als terroristisch eingestuft werden. Auch Ungarn hat den Beitritt Schwedens noch nicht ratifiziert.
„Das Abkommen gilt.“
Ulf Kristersson, Ministerpräsident
Die nach den Wahlen im September gebildete Minderheitsregierung unter Ministerpräsident Kristersson führt die Verhandlungen. Er muss ein breites Spektrum an Herausforderungen angehen. Dazu gehört neben dem NATO-Beitritt, der Konjunkturschwäche und dem Kampf gegen Kriminalität auch das umstrittene Ab-kommen mit den nationalistischen Schwedendemokraten, auf deren Unterstützung die Mitte-Rechts-Koalition angewiesen ist. Außerdem übernimmt Schweden im Januar 2023 die EU-Ratspräsidentschaft.
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