Frankreich ist resilienter gegenüber den aktuellen Krisen als Deutschland. Auch nach dem Aufholen des Corona-Einbruchs wächst das Land lebhafter. 2022 hat das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um etwa 2,5 % zugenommen; die Dynamik schwächt sich 2023 auf 0,5 % ab, ein Abstand von jeweils rund einem Prozentpunkt zu Deutschland.
Frankreich ist weniger abhängig von russischem Gas als Deutschland. Geheizt wird stärker mit Strom und die Bedeutung einer gasabhängigen Industrie ist deutlich geringer. Das Land hat früh angefangen, Strom- und Gastarife zu deckeln. Dies soll 2023 fortgesetzt werden.
Im neuen Haushalt sind auch zusätzliche Mittel für Verteidigung, Polizei und Justiz sowie zur Milderung der kalten Progression eingestellt. Die Rückführung des Haushaltsdefizits wird voraussichtlich nicht vorankommen. Nach einem Minus von etwa 5 % dürfte es sich 2023 auf 5,5 % belaufen.
Das Ziel, bis 2027 zum ersten Mal seit zwanzig Jahren das Maastricht-Kriterium von 3 % zu unterschreiten, behält die Regierung zwar bei. Da der Präsident seine Parlamentsmehrheit verloren hat, besteht allerdings die Gefahr, dass die Zustimmung anderer Parteien teuer erkauft werden muss. Die Staatsverschuldung wird von den hohen 113 % des BIP kaum herunterkommen.
Die Inflationsrate dürfte 2022 mit 5,7 % und 2023 schätzungsweise 3,8 % deutlich unter dem Durchschnitt der Eurozone liegen. Neben der Preisdeckelung für Gas und Strom hat auch der bis Ende 2022 laufende Tankrabatt hierzu beigetragen. Trotzdem belasten insbesondere hohe Nahrungsmittelkosten den französischen Konsum. Zwar dürfte dieser aufgrund des Corona-bedingt niedrigen Vorjahresniveaus 2022 um 2,5 % deutlich gestiegen sein. Im Verlauf sind allerdings klare Schwächezeichen auszumachen.
Die jüngsten Streiks dürften dazu beitragen, dass die Lohnabschlüsse 2023 höher ausfallen als im Jahr zuvor mit rund 3 ½ %. Unterstützung könnte von einer nochmals niedrigeren Sparquote und der zunehmenden Beschäftigung kommen. Deren Impuls wird allerdings 2023 abnehmen. Mit Hilfe der steigenden Sozialleistungen dürften die Konsumausgaben um weniger als 1 % zulegen, wobei im Jahresverlauf mehr Dynamik zu erwarten ist.
Die globalen Krisen wirken sich vor allem auf die Ausrüstungsinvestitionen aus, die bereits 2022 leicht rückläufig sind. Die Unsicherheit der Unternehmen wird auch in Frankreich kurzfristig nicht verschwinden. Das Geschäftsklima ist insbesondere im Handel, aber auch in der Industrie gesunken. Die Ausrüstungen sollten sich im Verlauf von 2023 allmählich erholen.
Weiterhin relativ unbeeindruckt ist das Geschäftsklima im Bau. Nach einem Zuwachs von weniger als 1 % werden die Bauinvestitionen 2023 voraussichtlich stagnieren. Der französische Außenhandel hat das Wirtschaftswachstum 2022 gedämpft. 2023 dürften die Importe erneut etwas stärker zulegen als die Exporte.
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