Spanien ist seit der Corona-Pandemie nicht nur gegenüber dem Durchschnitt der Eurozone, sondern auch gegenüber dem anderen großen Mittelmeerland Italien zurückgefallen. Zuletzt hat die Dynamik allerdings zugenommen. So erreicht das Wirtschaftswachstum 2022 schätzungsweise 4,4 % (Eurozone: 3,1 %) und 2023 dürfte mit 1 % ebenfalls ein höheres Plus als im Währungsraum erreicht werden.
Der Schock der Energiekrise trifft Spanien abgeschwächt, da das Land wichtige Gaslieferanten wie Algerien hat und zugleich eine gut ausgebaute Infrastruktur für Flüssiggas besitzt.
Die Inflation liegt 2022 mit 8,8 % über dem europäischen Niveau. Der Preisdeckel auf Gas und Strom wird 2023 zu einem Rückgang auf 4,3 % beitragen. Das Konsumklima ist pessimistischer als in den anderen Flächenstaaten der Eurozone. Die real verfügbaren Einkommen sinken, da die Lohnsteigerungen nicht die hohe Inflation ausgleichen können. Dies wird auch 2023 voraussichtlich nicht gelingen.
Die Sparquote ist zwar wieder auf dem Vor-Pandemie-Niveau. Die noch hohen Ersparnisse dürften allerdings weiter aufgelöst werden. Positiv auf die Einkommen wirken zudem die zunehmende Beschäftigung und Hilfen für Niedrigverdiener. Trotzdem dürften die Konsumausgaben 2023 um weniger als 1 % zulegen.
Spanien hat Anspruch auf Transfers von rund 77 Mrd. Euro aus der Aufbau- und Resilienzfazilität der EU. Hinzu kommen weitere kohäsionspolitische Mittelzuweisungen, so dass die Gesamtsumme bis 2027 auf rund 113 Mrd. Euro steigt, sowie vergünstigte Kredite.
Trotzdem haben die Ausrüstungen das Vor-Corona-Niveau gerade erst erreicht und die Bauinvestitionen liegen – im Gegensatz zu Italien – noch deutlich darunter. Dies könnte sich 2023 ändern, wenn weitere Mittel ausgezahlt werden und die Umsetzung in tatsächliche Investitionen besser gelingt. Allerdings hat sich das Geschäftsklima eingetrübt. Die Unternehmen dürften sich aufgrund der global schlechteren Konjunktur bei der Kapitalbildung zurückhalten. Zudem führen die anstehenden Wahlen in wichtigen Regionen und Ende des Jahres zum nationalen Parlament zu Unsicherheit.
Den Wohnungsbau belasten steigende Hypothekenzinsen und die schlechtere Einkommenssituation der privaten Haushalte. Die Genehmigungen sind zwar zuletzt noch gestiegen, aber die Zahl der Baubeginne ist im Abwärtstrend. In der Summe dürften die Anlageinvestitionen 2023 nur wenig zulegen.
Der spanische Außenhandel hat 2022 zum Wachstum beigetragen. Die Exporte sind in realer Rechnung mit schätzungsweise 18 % doppelt so stark gestiegen wie die Importe. Nun sind sie zunehmend von der Verlangsamung vor allem der europäischen Wirtschaft betroffen. Rund 55 % der Ausfuhren gehen in die anderen Länder der Eurozone, mit Frankreich und Deutschland als den wichtigsten Destinationen.
Für 2023 sind keine Wachstumsimpulse vom Außenhandel zu erwarten. Der für das Land so wichtige Tourismus hatte im letzten Sommer das Niveau vor der Corona-Krise wieder erreicht. Die Realeinkommensverluste der europäischen Verbraucher dürften 2023 zu vorsichtigerem Ausgabeverhalten führen.
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