Ursprungsort der Pandemie, wichtiger Protagonist im Handelsstreit und zunehmend gleichzeitig Feind- wie Vorbild vieler Wirtschaftspolitiker in den Industriestaaten – selten spielte China eine so zentrale Rolle wie jetzt. Entgegen den meisten Erwartungen im Frühjahr 2020 sieht es derzeit so aus, als könnte sich das Land als Gewinner der Covid-19-Krise erweisen.
Zwar fiel der Einbruch der Aktivität aufgrund des rigorosen Lockdown sehr heftig aus. Nach seinem Ende zog das Wirtschaftswachstum aber sofort kräftig an. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2020 scheint China wieder fast auf den Vorkrisentrend zurückgekehrt zu sein. Mit Hilfe von zusätzlichem fiskalischen und geldpolitischen Stimulus wird der Output 2021 wohl um gut 9 % steigen, so stark wie seit 2011 nicht mehr. Über den gesamten Zeitraum 2020 / 2021 sollte die Abweichung vom Vorkrisentrend geringer ausfallen als in vielen anderen Ländern, nicht zuletzt auch in den USA. Damit haben die Pandemie und ihre Folgen den Aufholprozess der chinesischen Wirtschaft gegenüber den Industrieländern beschleunigt.
Unabhängig vom Wahlausgang in den USA wird es in Handelsfragen alten Zeiten“ geben. Ein Ende des Wettrennens um die Dominanz in den Hightech- Branchen ist nicht abzusehen. Chinas Regierung förderte in der Krise zudem vor allem die inländische Produktion. Die meisten Industrieländer stimulieren hingegen in erster Linie die Nachfrage. Damit stützen die Konjunkturpakete in China und bei den Handelspartnern tendenziell das Wachstum der chinesischen Exporte – was zusätzlich Konfliktpotenzial schafft.
„Krisen und Chancen bestehen stets nebeneinander. Nachdem man sie bewältigt, ist eine Krise eine Chance.“
Xi Jinping
In China wird der bisher erfolgreiche Umgang mit der Pandemie als neuerlicher Beweis der Überlegenheit des eigenen Systems interpretiert. Kritik aus dem Ausland verbucht man immer mehr als Neid derer, die nicht von der weisen Führung der Kommunistischen Partei Chinas profitieren.
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