Ein im europäischen Vergleich moderater Corona-Lockdown hat zwar zu hohen Infektionszahlen geführt, allerdings dürfte der Wirtschaftseinbruch 2020 mit 3,8 % weniger dramatisch ausfallen. 2021 wird Russland von der Erhöhung des Ölpreises auf bis zu 60 US-Dollar pro Barrel profitieren. Der Öl- und Gassektor macht ein Drittel des BIP und fast zwei Drittel der Exporteinnahmen aus.
Neben der Abhängigkeit vom Rohstoffsektor schränken zahlreiche weitere strukturelle Schwächen das Potenzialwachstum ein, darunter institutionelle Defizite, ein niedriges Produktivitätswachstum und ein trübes Geschäftsklima. Daher erwarten wir für 2021 nur eine schwache Erholung von 3 %, womit das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht werden dürfte.
Zwar hat Russland grundsätzlich gesunde Staatsfinanzen und die Verschuldung ist durch Corona um sieben Prozentpunkte auf nur etwa 20 % des BIP gestiegen. Russland leidet aber unter einer geringen Einnahmenbasis von nur 16 % des BIP. Große Wachstumsimpulse sind von der Fiskalseite also nicht zu erwarten, da 2020 vor allem wegen des niedrigen Ölpreises Einnahmeausfälle von 35 Mrd. US-Dollar zu verzeichnen waren.
Diversifizierung der Wirtschaft lässt weiter auf sich warten.
Wegen des Sparzwangs wurde jetzt auch die Fertigstellung der „13 nationalen Entwicklungsprojekte“, ein wichtiges Prestigevorhaben Putins, um sechs Jahre auf 2030 verschoben. Diese Vorhaben belaufen sich insgesamt auf 360 Mrd. US-Dollar.
Der Aufschub ist keine gute Nachricht für das ohnehin schwache Wachstum der Investitionen und die damit verbundene Verzögerung bei der Diversifizierung der Wirtschaft. Auf die versprochene Reduzierung der Armut um die Hälfte und eine höhere Lebenserwartung müssen die Russen jetzt ebenfalls sechs Jahre länger warten. Nach der 2020 geänderten Verfassung könnte Staatspräsident Putin dann sogar noch im Amt sein.
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