Keineswegs. Nachhaltigkeit bleibt nach der Regulierungswelle, der Niedrigzinsphase und der Digitalisierung die nächste große Herausforderung für Kreditinstitute. Sie berührt schlichtweg alle zentralen Bereiche einer Bank: das operative Geschäft genauso wie die eigenen Prozesse und Strukturen. Unser Vorteil ist es sicherlich, dass die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit fest in unserer DNA verankert ist.
Die Helaba hat sich als Expertin für nachhaltige Finanzprodukte erfolgreich positioniert, insbesondere in Bezug auf grüne Schuldscheine in der Immobilien- und Energiebranche. Bis 2050 soll die Wirtschaft der EU klimaneutral und kreislauforientiert sein. Ich gehe deswegen davon aus, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Finanzierungslösungen das Angebot auf absehbare Zeit deutlich übersteigen wird.
Um die Potenziale in der Helaba-Gruppe zu bündeln, haben wir die Position des Chief Sustainability Officer geschaffen und mit Petra Sandner besetzt. In ihren Verantwortungsbereich fällt auch HelabaSustained, ein Programm, durch das wir unsere Leistungsfähigkeit, Kunden mit nachhaltigen Finanzprodukten zu unterstützen, deutlich erhöhen werden. Gemeinsam mit allen Tochtergesellschaften definieren wir die konzernweiten strategischen Zielsetzungen im Nachhaltigkeits-Management der Helaba – und leiten die entsprechenden Maßnahmen daraus ab.
Ein besonderer Fokus liegt sicherlich auf Sustainable Finance und der Ausrichtung unseres Produktportfolios. Doch was wir auf der operativen Seite abbilden wollen, müssen wir auch unternehmenskulturell leisten. Ich spreche von einer nachhaltigen Personalwirtschaft und damit verbunden von der Diversität unserer Belegschaft. Je stärker wir Vielfalt ermöglichen und aktiv herstellen, desto erfolgreicher werden wir sein – als Arbeitgeberin und auch als verlässliche Partnerin einer nachhaltigeren Wirtschaft. Davon bin ich überzeugt.
„Um tatsächliche Vielfalt zu erreichen, müssen wir den Trend mit konkreten Maßnahmen und Zielen ankurbeln.“
Thomas Groß
Gemeinwohl zu fördern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen, ist für uns eine unternehmerische Verpflichtung.
Völlig zu Recht, wie ich finde. An dieser Stelle ist es mir zunächst wichtig zu betonen, dass unser Nachhaltigkeitsverständnis ganzheitlich ist und sich nicht nur auf den Klimaschutz beschränkt. Es bezieht auch eine faire Unternehmensführung und soziale Verantwortung mit ein und umfasst damit alle sogenannten ESG-Kriterien. Und Vielfalt zu fördern – oder andersherum: Diskriminierung auszuschließen – fällt ganz klar in den Bereich der sozialen Verantwortung. Wir können als Unternehmen zwar keine gesamtgesellschaftliche Aufgabe lösen, aber einen Beitrag leisten und mit gutem Beispiel vorangehen.
Deswegen haben wir die Charta der Vielfalt unterzeichnet und einen verbindlichen Verhaltenskodex, der jegliche Diskriminierung verbietet. Eine gendergerechte Sprache ist in der Helaba schon seit einigen Jahren geübte Praxis. Aber ich bin überzeugt, dass wir den Trend mit konkreten Maßnahmen und Zielen ankurbeln müssen, um ehrliche Vielfalt nicht nur auf dem Papier zu erreichen.
Den größten Hebel haben wir sicherlich mit unserer Personalarbeit. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, 30 Prozent unserer Führungspositionen weiblich zu besetzen. Um das zu erreichen, implementieren wir entsprechende Vorgaben in die Bewerbungsprozesse und die Nachfolgeplanung. Auch Lebensphasenmodelle sind ein wichtiges Stichwort. Zudem haben wir ein Empowerment-Angebot aus Seminaren und Mentorings speziell für Frauen entwickelt, das Impulse für die nächsten Schritte und eine bewusste Karriereplanung setzt.
Zwar legen wir in der Tat einen besonderen Fokus auf die Förderung von Frauen, weil sie die größte Gruppe bilden. Aber letztendlich geht es mir dabei um eine nachhaltige Unternehmenskultur, in der wirklich alle das Gefühl haben, sie können ihre Ziele erreichen, wenn sie die entsprechende Motivation und Leistung mitbringen. Und mit alle meine ich wirklich alle: ungeachtet welchen Geschlechts oder Alters, einer Behinderung, der Staatsangehörigkeit oder ethnischen Herkunft, einer Schwangerschaft oder Elternschaft, der Religion, Weltanschauung oder sexuellen Orientierung.
Anteil von Frauen in Führungspositionen angestrebt
Natürlich, und zwar im direkten Zusammenhang mit den Handlungsfeldern, die neben Nachhaltigkeit auf der strategischen Agenda der Helaba stehen: der weiteren Diversifikation unseres Geschäftsmodells sowie der digitalen Transformation.
Diversifikation und die Diversität unserer Belegschaft haben für mich den gleichen Grundgedanken. Um neue Wachstumspotenziale zu identifizieren und den unterschiedlichen Anforderungen von Investoren, Kunden und Partnern weiterhin gerecht zu werden, brauchen wir vielfältige Perspektiven und Fachkompetenzen. Es ist wissenschaftlich belegt, dass divers aufgestellte Teams zu besseren Ergebnissen kommen, weil sie innovativer, kreativer, empathischer und flexibler und ihre Konzepte globaler durchdacht sind.
Genau. Größere Vielfalt und eine zügige Digitalisierung bedingen sich im positiven Sinne. Zunächst ist eine moderne IT-Infrastruktur eine wichtige Voraussetzung für vielfältige Teams. Ob es die Möglichkeit zu mobilem Arbeiten ist, die etwa Eltern oder Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung zugutekommt, oder Tools, die uns helfen, auch über Distanzen und Sprachbarrieren hinweg direkt und agil miteinander zu arbeiten. Und diese Selbstverständlichkeit im Umgang mit digitalen Lösungen und Arbeitsweisen wiederum ist es, die eine zielgerichtete digitale Transformation des gesamten Unternehmens und den entsprechenden Kulturwandel antreibt – und Energie für Innovationen und neue Geschäftsideen freisetzt.