07.06.2022
Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Klimakrise und Inflationsraten auf Höchstständen bestimmen die aktuellen Rahmenbedingungen, denen sich nicht nur Thüringen stellen muss. Doch wie ist das Bundesland in dieser neuen Realität aufgestellt? Beim Thema Treibhausgasemissionen gehört Thüringen zu den Ländern mit den niedrigsten Pro-Kopf-Werten, was erfreulich ist. Die Industrie spielt in vielen thüringischen Regionen eine sehr große Rolle und weist einen Branchenmix auf, der bei der Digitalisierung einen Beitrag leisten kann.
Nachholeffekte aufgrund der Corona-Pandemie sind für den Einzelhandel und die Tourismusbranche zu erwarten. Bei ersterem zeigen sich auch preisbereinigt Umsatzzuwächse. Die Hotellerie dürfte vom fast vollständigen Wegfall der Maßnahmen zur Bekämpfung von Corona Impulse erhalten. Insgesamt gehen wir von einem Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent in Deutschland aus, das in Thüringen mit 1,5 Prozent etwas geringer sein sollte. In unserem Negativszenario mit einem sofortigen Lieferstopp für russisches Öl und Gas rechnen wir mit zwei Jahren Rezession in Folge.
Die thüringische Wirtschaft hatte schon in den letzten Jahren vor der Corona-Krise mit einer gewissen Wachstumsschwäche zu kämpfen. Die Ursache dürfte vor allem in der demografischen Entwicklung liegen. Diese wird sich sogar noch verschärfen: So geht die Bevölkerungsprognose bis 2040 mit Ausnahme von Jena und Erfurt von zum Teil erheblichen Rückgängen der Einwohnerzahlen in den Mittel- und Oberzentren Thüringens aus. Zudem verändert sich der Altersaufbau in den Städten erheblich. Dies sind Themen, die sicher auf dem morgigen erwicon Wirtschaftskongress diskutiert werden dürften, da sie grundlegend für das Angebot von Dienstleistungen in den Thüringer Städten sind. Eine Neuausrichtung wird in den nächsten Jahren auch angesichts zunehmenden Online-Handels nicht ausbleiben.
Auf dem Arbeitsmarkt ist die demografische Entwicklung schon jetzt zu spüren. Zwar nimmt die Beschäftigtenzahl bereits seit 2021 wieder zu, aber unterdurchschnittlich. Dies kann damit zusammenhängen, dass in Thüringen statistisch betrachtet nur 2,5 Arbeitslose auf eine offene Stelle kommen und gleichzeitig mehr als ein Viertel der Beschäftigten spätestens in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand wechselt. Wichtig ist nun, nicht in Fatalismus zu verfallen, sondern der Herausforderung kreativ zu begegnen. Bundesländer mit jüngeren Belegschaften weisen fast durchweg einen höheren Anteil von ausländischen Beschäftigten auf. Traud betont: „Hier gilt es Maßnahmen vor Ort in Thüringen zu erarbeiten, um Migrantinnen und Migranten möglichst unbürokratisch eine neue Heimat zu bieten und mit Geduld in den Arbeitsmarkt zu integrieren.“
In diesem Jahr erhalten Sie unsere Regionalanalyse zu Thüringen in Form eines Chartbooks mit interessanten Infofeldern.