28.01.2021
Ergebnisse der Helaba-Umfrage unter Investoren zu ESG-Titeln
Ende 2020 hat die Helaba eine Online-Umfrage zum Thema Nachhaltigkeit unter 818 Finanzverantwortlichen in Banken durchgeführt, die über Investitionen in Schuldscheindarlehen entscheiden. 112 der Befragten arbeiteten bei deutschen Sparkassen, 119 bei anderen Inlandsbanken, 587 hatten ihren Arbeitsplatz in Kreditinstituten außerhalb Deutschlands mit Schwerpunkt in der DACH-Region, Frankreich, Skandinavien und Asien.
Der überwiegende Teil der Befragten hat sich schon mit dem Thema ESG (Environment, Social, Governance) beschäftigt und ist der Auffassung, dass Nachhaltigkeit bei Anlageentscheidungen eine wichtige Rolle spielen sollte. Die meisten halten die Faktoren Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung dabei für gleich wichtig.
„Gut zwei Drittel der Teilnehmer sind der Überzeugung, dass Emittenten von ESG-Titeln langfristig erfolgreicher wirtschaften. Auch deshalb sind sie bereit, solchen Unternehmen Zinsnachlässe zu gewähren.“
Klaus Distler
Helaba
„Gut zwei Drittel der Teilnehmer sind der Überzeugung, dass Emittenten von ESG-Titeln langfristig erfolgreicher wirtschaften. Auch deshalb sind sie bereit, solchen Unternehmen Zinsnachlässe zu gewähren“, erklärt Klaus Distler, Head of DCM-Origination bei der Helaba. Gleichwohl behielten viele gerade im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld weiterhin die Gesamtverzinsung ihrer Investition im Blick und machten diese Entscheidung daher von der jeweiligen Basis-Marge der Transaktion abhängig.
Eine deutliche Mehrheit der Befragten investiert bereits in ESG-konforme Schuldscheindarlehen. „Zweckgebundene Kredite, bei denen die eingeworbenen Mittel in vorher definierte grüne Projekte fließen, erfreuen sich bei den Umfrageteilnehmern der größten Beliebtheit“, betont Rainer Neidnig, Sustainable Finance-Berater bei der Helaba. „ESG-linked Papiere, deren Verzinsung an bestimmte Nachhaltigkeitsindikatoren gekoppelt ist, sind immerhin für 40 % der Teilnehmer das Mittel der Wahl“, so Neidnig. Entsprechend den Verhältnissen am Gesamtmarkt sei der Anteil nachhaltiger Schuldscheine in den Portfolien jedoch noch relativ gering: Bei gut drei Vierteln liege er zwischen 1 und 10 %.
Die meisten der befragten Häuser verfolgen bei der Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in ihre Investitionsprozesse allerdings noch einen eher opportunistischen Ansatz. Selbst in Häusern mit einer ausformulierten ESG-Investmentstrategie legt sich derzeit lediglich rund ein Viertel auf verbindliche Portfolioquoten fest.
„ Es gibt einen erheblichen Informationsbedarf zu den regulatorischen Rahmenbedingungen. Aber auch Banken sind aufgerufen, ihre Kunden noch besser zu informieren und intensiver zu beraten, gerade wenn es darum geht, neue Produkte und Entscheidungsprozesse in den Häusern zu etablieren.“
Rainer Neidnig
Helaba
Dass viele Anleger noch mit der neuen Finanzierungsform fremdeln, liegt vor allem an der Fülle und der dynamischen Entwicklung der regulatorischen Rahmenbedingungen. „Es gibt noch einen erheblichen Informationsbedarf, nicht zuletzt zu der Methodik der Ratingagenturen, gesetzlichen Vorgaben sowie Dokumentations- und Prüfungspflichten“, weiß Neidnig zu berichten. Gerade kleinere Häuser stelle dies oft vor große Herausforderungen.
Ob es gelingt, nachhaltiges Handeln auch mit Hilfe von Finanzierungslösungen stärker in unserer Gesellschaft zu verankern, hängt also zu großen Teilen auch davon ab, dass der regulatorische Rahmen die Akteure nicht überfordert. Distler wünscht sich daher klare und überschaubare Vorgaben, die schnell umgesetzt werden und eine lange Halbwertzeit besitzen. „Aber auch die emissionsbegleitenden Banken sind aufgerufen, ihre Kunden noch besser zu informieren und intensiver zu beraten, gerade wenn es darum geht, neue Produkte und Entscheidungsprozesse in den Häusern zu etablieren“, betont der Helaba-Spezialist.
Im letzten Jahr wurden im Schuldschein-Markt in 14 Transaktionen Papiere im Umfang von immerhin 2,6 Mrd. EUR als grüne und Sustainability-linked Schuldscheine platziert; ihr Marktanteil stieg von 10 % im Jahr 2019 auf 13 %.