21.10.2020
Die aktuelle Studie zum Finanzplatz Frankfurt.
Die Corona-Krise hat weitreichende Konsequenzen auch für den Finanzplatz Frankfurt. „Für die deutsche Bankenbranche ist die Pandemie ein weiterer Belastungsfaktor, der sich bald niederschlagen dürfte “, konstatiert Dr. Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Helaba. Spätestens mit der wiedereinsetzenden Insolvenzantragspflicht Anfang 2021 ist hierzulande vermehrt mit Kreditausfällen zu rechnen. Für die deutsche Finanzbranche insgesamt sollten die Corona-induzierten Auswirkungen nach aktueller Einschätzung verkraftbar sein. Mittelfristig bleiben allerdings die Risiken im nationalen wie im internationalen Finanzsystem hoch.
Mit Blick auf den Arbeitsmarkt am deutschen Bankenzentrum gibt es gegenläufige Effekte: Dass die Frankfurter Bankbeschäftigung in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist, liegt im Wesentlichen am erhöhten Personalbedarf für Regulierungsbelange der Bankenaufsicht und der hiesigen Geschäftsbanken sowie am spürbaren Beschäftigungsaufbau in den Frankfurter Brexit-Banken. Darüber hinaus setzte sich im Bankwesen der innerdeutsche Konzentrationsprozess auf die Konzernzentralen in der Main-Metropole fort. Mittlerweile ist die Gesamtsituation mit Niedrigzinsniveau, Digitalisierungsumstellung und Corona allerdings so herausfordernd, dass der seit Jahren zu beobachtende Beschäftigungsabbau in Deutschland nun auf Frankfurt überreifen sollte.
„Corona-bedingt ändern wir unsere Beschäftigungsprognose für den Frankfurter Bankenstandort“, so Ulrike Bischoff, Autorin der Studie. Denn der positive Beschäftigungseffekt durch den Brexit dürfte im Prognosezeitraum etwas gestreckter verlaufen (2020-2022: rund 2.000 neue Jobs) und die mittlerweile verstärkte Konsolidierung nicht mehr überkompensieren. Für Ende 2022 erwarten die Volkswirte der Helaba nun etwa 62.700 Bankmitarbeitende in Frankfurt. Dies sind rund 2.000 bzw. 3 % weniger als zum Zeitpunkt des Pandemie-Ausbruchs Anfang 2020.