Arbeitskleidung sollte im Idealfall gut passen und der Gürtel weder zu eng noch zu weit sein. Die großen Notenbanken – allen voran die Fed und die EZB – hatten nach 2022 die Geldpolitik massiv gestrafft, um dann 2024 wie erwartet auf einen Lockerungskurs umzuschwenken. Auf der Suche nach der richtigen Gürtelweite wurde es bei manchen Ländern konjunkturell arg eng. Haben die Notenbanken jetzt das Gefühl für das richtige Gürtelloch gefunden?
Wie es derzeit aussieht, bekommen die Geldpolitiker die hohe Inflation in den Griff, ohne dabei eine schwere Rezession auszulösen. Länder wie Deutschland oder China, die seit einiger Zeit mit Wachstumsproblemen kämpfen, können diese kaum in erster Linie auf zu hohe Zinsen schieben. Eine immer noch nicht verarbeitete Immobilienkrise in China und eine sich seit Jahren verschlechternde Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland sind die Ursachen.
In den USA spricht vieles für die erste „weiche Landung“ seit 1995. Die Arbeitsmärkte in den größten Industrieländern haben sich bislang meist nur leicht abgekühlt und bleiben, unter anderem aus demografischen Gründen, historisch eng. Die Inflationserwartungen sind nicht so stark gestiegen wie in den 1970er Jahren. Diese Leistung der Geldpolitiker war alles andere als eine ausgemachte Sache, nachdem sie vorher – auch abgelenkt von Themen wie Klimawandel und Verteilungspolitik – zu spät auf den Inflationsschub reagiert hatten.
Selbst Chinas Notenbank hat mittlerweile offenbar Anweisungen von der Regierung erhalten und ist auf einen klaren Stimuluskurs eingeschwenkt, dem sie 2025 weiter folgen dürfte. Nur Japan schneiderte sich eine andere Passform zurecht: Die Bank
of Japan hat die Leitzinsen zuletzt angehoben und bis Ende 2025 wird es wohl weiter leicht nach oben gehen.
Sowohl die EZB als auch die Fed fahren 2025 den Restriktionsgrad ihrer Politik voraussichtlich weiter deutlich zurück, stoßen aber nicht – wie in vergangenen Zyklen – tief in den expansiven Bereich vor. Wie es derzeit aussieht, wird dies nicht erforderlich sein.
Der „geldpolitische Gürtel“ passt also für ein erfolgreiches „Packen wir‘s an!“ im Jahr 2025. Aber dies ist nur einer von vielen Faktoren, von denen letztlich abhängt, ob 2025 ein ökonomisch gutes oder schlechtes Jahr wird
In der Fiskalpolitik dominierte vielerorts zuletzt ein Ansatz, der den großzügigen Einsatz des Werkzeugkoffers öffentlicher Gelder für jedes denkbare Problem vorsah. Laut IWF Zahlen liegt das zyklisch bereinigte oder strukturelle Defizit der Industrieländer im Schnitt mit aktuell rund 5 % am BIP etwa doppelt so hoch wie vor der Pandemie. Mittlerweile müssen aber immer mehr Regierungen ihren Kurs korrigieren und kleinere Schraubenschlüssel ansetzen – entweder, weil sich die Finanzpolitik auf einen nicht nachhaltigen Pfad begeben hat (wie in Frankreich und Italien) oder weil man an institutionelle Grenzen stößt (Schuldenbremse in Deutschland).
Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel: China greift seit dem zweiten Halbjahr 2024 tief in die fiskalpolitische Werkzeugkiste. Die USA legen 2025 zwar wohl nicht groß nach. Der designierte US-Präsident Donald Trump hat aber umfangreiche Steuersenkungen versprochen. Wenn diese zum Ende des Jahres in Kraft treten, würden sie aber schon vorher Stimmung und die Ausgabebereitschaft stützen.
Trotz der recht guten Passform wird es 2025 hier und da kneifen oder jucken. In der Geopolitik sehen wir keine Entspannung. Im Gegenteil wäre es wohl schon als Erfolg zu verbuchen, wenn sich die mannigfaltigen Konflikte im neuen Jahr nicht intensivieren oder geografisch ausweiten. Lösungen, die diesen Namen verdienen, sind weder in der Ukraine noch im Nahen Osten in Sicht. Das Verhältnis der westlichen Staaten zu China wird sich wohl weiter eintrüben. Eingriffe aller Art ins Marktgeschehen bleiben vor diesem Hintergrund in der Politik populär.
Einige Accessoires stellen sich jedoch als unpassend heraus. Der vielerorts beworbene Modeschmuck „Protektionismus“ macht den Welthandel nicht attraktiver, sondern verschlechtert global die Arbeitsproduktivität. Neue US-Zölle gegen China sind trotzdem wahrscheinlich. Die von Trump angedrohten allgemeinen Einfuhrzölle sind hoffentlich nur Verhandlungsmasse, um die Partner zu politischen Zugeständnissen zu bewegen – auch in Fragen, die nicht unmittelbar den Handel betreffen.
Handelsstreitigkeiten werden aber eine Erholung im Industriezyklus, der seit einiger Zeit vor sich hindümpelt, nicht verhindern. Zwar rechnen wir hier nicht mit einem Boom, sondern eher einer graduellen Besserung – auch wegen der angesprochenen Störimpulse von der Handels- und Industriepolitik. Von der Erholung werden aber gerade jene Länder überproportional profitieren, die vorher unter der Schwäche gelitten
haben – so wie Deutschland. Hier dürften die langjährige Stagnation und die Zeit der schlechten Stimmung 2025 auslaufen. Aber viele strukturelle Faktoren, wie Demografie, Defizite bei Investitionen in Zukunftstechnologien oder Überregulierung bleiben bestehen. Eine grundsätzliche Neuausrichtung der Wirtschaft wie in der Klimawende gibt es ebenfalls nicht zum Discount-Preis.
Vor einem Jahr haben wir die Perspektiven der US-Wirtschaft für 2024 unter-, jene der deutschen überschätzt. Global betrachtet haben sich diese Fehler aber kompensiert – die Weltwirtschaft insgesamt nahm 2024 wie prognostiziert weder spürbar an Fahrt auf noch büßte sie Schwung ein. In angemessener Arbeitskleidung sollte die Weltwirtschaft auch 2025 erfolgreich sein – und Deutschland endlich wieder etwas zum Wachstum beitragen.
Das Wachstum der Weltwirtschaft sollte 2025 im Jahresschnitt etwa so hoch ausfallen wie 2024. Nach zwei Jahren Stagnation wächst das deutsche Sozialprodukt wieder um 0,7 %, jedoch nach wie vor langsamer als der Durchschnitt der Eurozone (1,2 %). China und die USA dürften im Jahresschnitt jeweils etwas weniger wachsen als 2024, aber dies verbirgt einen konjunkturellen Verlauf, der über 2025 hinweg anzieht.
Die Inflation wird 2025 wohl nicht mehr ein dominierender Faktor sein, sondern eher als Nebenbedingung für den geldpolitischen Lockerungsspielraum fungieren. Selbst mit tendenziell anziehenden Ölpreisen fallen die Zuwachsraten bei den Verbraucherpreisen im Jahresschnitt niedriger aus als 2024. Sowohl in Deutschland (2,1 %) als auch im gesamten Euroraum (2,2 %) liegt die Preissteigerungsrate 2025 nahe dem von der EZB definierten Inflationsziel. In den USA sollte die Definition der Fed von Preisniveaustabilität ebenfalls weitgehend erreicht werden.
Die Notenbanken folgen daher dem Kurs, den sie 2024 eingeschlagen haben. In den USA wird der Leitzins wohl auf rund 3,5 % fallen, während die Fed im Jahresverlauf ihre passive Bilanzreduktion beenden dürfte. Im Euroraum wird die EZB den Einlagensatz vermutlich auf 2 % senken und den Abbau der Bilanzsumme fortsetzen
Während die Leitzinssenkungen eigentlich ein relativ positives Umfeld für die Renten bieten, entwickelt sich vor allem die (Fiskal-)Politik zum kritischen Faktor für Staatsanleihen. Renditeniveaus von unter 2 % für Bunds und unter 4 % für 10-jährige US-Treasuries sind allenfalls temporär erreichbar. Zum Jahresende 2025 notieren die Benchmarkanleihen bei 2,5 % bzw. 4,5 %.
Auch wenn schon einiges an positiven Entwicklungen vorweggenommen scheint, bleiben Aktien en vogue. Weiter sinkende Leitzinsen eröffnen zusätzliche Bewertungsspielräume. Auch sich verbessernde globale Wachstums- und Gewinnperspektiven sprechen für moderat steigende Notierungen 2025. Allerdings werden diese angesichts schon hoher Bewertungen bei den US-Leitindizes bzw. struktureller Probleme, die den DAX bremsen, „nur“ durchschnittlich ausfallen. Bis Ende 2025 dürfte der DAX in den Bereich von 20.500 Punkten vordringen.
Der deutsche Immobilienmarkt verzeichnet 2025 bei nach wie vor hoher Nachfrage und knappem Angebot moderate Hauspreisanstiege. Gleichzeitig nimmt die Neubauaktivität weiter ab. In den gewerblichen Segmenten stabilisieren sich die Preise und die Transaktionen nehmen ebenfalls wieder zu.
Gold profitiert weiter von der Zinswende und der geopolitischen Lage. Deshalb dürften 2025 weitere Rekordmarken geknackt werden, auch wenn das Tempo nicht gehalten werden kann. Bis Jahresende dürfte die Feinunze bei gut 2.800 US-Dollar liegen, da das Edelmetall als sichere Alternative in unsicheren Zeiten en vogue bleibt.
Der US-Dollar steht 2025 im Zeichen der Politik. Dabei wird die Geldpolitik wenig Impulse geben, da sowohl Fed als auch EZB in ähnlichem Ausmaß die Leitzinsen senken. US-Präsident Trump wird vor allem mit seiner Handelspolitik für Marktvolatilität sorgen, ein starker Dollar wird aber kaum sein Ziel sein. Ende 2025 dürfte der Euro-Dollar-Kurs um 1,10 notieren.
„Immer mit der Mode gehen zu wollen, hat einen Nachteil: Man muss ihr immer nachlaufen.“
Ernst Festl
Im Negativszenario stellen sich die wirtschaftspolitischen Konzepte der Regierungen und Notenbanken, auf die diese oft so stolz sind, als Fata Morgana heraus. Schon ein leichter Schock – so wie die Stimme des Kindes im Märchen – kann die gemeinsame Selbsttäuschung nachhaltig stören und bringt Unternehmen, Konsumenten und Finanzmärkte zur Einsicht, dass ihr Handeln und Planen auf unhaltbaren und zu positiven Annahmen beruht. Jähe Anpassungen sind die Folge.
Was kommt als ein solcher Weckruf in Frage? Trotz der zuletzt teilweise zur Schau gestellten Selbstgefälligkeit in Notenbankerkreisen ist es keine ausgemachte Sache, dass der vergangene geldpolitische Straffungsprozess nicht doch über das Ziel hinausgeschossen ist und die Konjunktur stärker als gedacht ausbremst. Obwohl der Kurswechsel bereits 2024 erfolgte, sind die meisten Leitzinsen noch klar im restriktiven Bereich. Vielleicht ist die Geldpolitik in diesem Zyklus so wirksam wie eh und je, sie arbeitet nur langsamer als früher. Der Entzug der Liquidität könnte verborgene Probleme aufdecken.
Wahrscheinlicher ist aber ein Schock in der Form einer geopolitischen Eskalation, die zu deutlicher Verunsicherung führt und die globalen Lieferketten stört. Von einer Ausweitung der Konflikte in der Ukraine oder im Nahen Osten bis zu potenziellen neuen Brandherden in Asien (Korea, Taiwan, Südchinesisches Meer) ist die Liste der möglichen Auslöser lang.
Dabei müssen sich die Streitigkeiten nicht zwingend entlang der bisher üblichen Fronten entwickeln. Auch transatlantisch können sich die Beziehungen rasch eintrüben. Unterschiedliche Vorstellungen über den Dekarbonisierungsprozess – Stichwort Start des EU-Grenzausgleichs Anfang 2026 – und Protektionismus drängen sich als Themen auf. Mit einem unberechenbaren Akteur wie Donald Trump ist das Eskalationspotenzial in solchen Konflikten groß. Im Negativszenario belegen sich USA und EU gegenseitig mit deutlich höheren Zöllen.
Zwar sind die Ungleichgewichte im privaten Sektor aktuell vielerorts kleiner als vor früheren Rezessionen – mit Ausnahme der Wohnimmobilienpreise in einigen Ländern. Die Haushaltslage der Regierungen ist aber häufig prekär, die öffentlichen Schulden liegen im Durchschnitt der Industrieländer – trotz des die Zahlen schönenden vergangenen Inflationsschubs – aktuell bei fast 110 % des BIP. Nach der Finanzkrise war die Pandemie offenbar der zweite Schock mit Sperrklinkeneffekt, durch den sich die Schulden auf einem höheren Niveau festsetzten. Der Zeitpunkt ist gekommen, zu dem der großzügige Einsatz öffentlicher Gelder nicht mehr als Allzweckwaffe gegen jede Art von Krise dienen kann.
Von den dringend nötigen wirtschaftspolitischen Reformen ist nichts zu erkennen. Die Überregulierung der Wirtschaft wird zwar als Problem wahrgenommen, aber effektiv nicht korrigiert. Vielfach werden hier sogar noch die prächtigen Farben des kaiserlichen Outfits gepriesen: In Präsident Bidens letztem Amtsjahr ist die Zahl der neuen „ökonomisch relevanten“ Regulierungen in den USA auf ein Allzeithoch gesprungen. In Europa sind Unternehmen unter Androhung von Bußgeldern neuerdings nicht nur gezwungen, sich mit möglichen Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten auseinanderzusetzen, sondern auch mit der Historie der von Geschäftspartnern genutzten landwirtschaftlichen Areale. Trotz neuer Akteure in den USA und Deutschland passiert in dieser Hinsicht in diesem Szenario wenig.
Die Weltwirtschaft rutscht in eine Rezession. Deutschland ist mit seinem exportorientierten Wirtschaftsmodell überproportional vom Protektionismus und den Lieferkettenstörungen betroffen, sodass das deutsche Bruttoinlandsprodukt 2025 um rund 2 % schrumpft. Die USA leiden wegen ihrer geringeren Industrie- und Handelsabhängigkeit weniger. Die Arbeitslosenquoten steigen spürbar.
Fallende Ölpreise und eine schwindende Preissetzungsmacht der Unternehmen drücken die Teuerung. Diejenigen, die Inflation stets für ein „transitorisches“ Phänomen hielten, bekommen Oberwasser. Die deutsche Preissteigerungsrate sinkt unter 1 %. Auch in der gesamten Eurozone lässt die Inflation aufgrund der Rezession nach. In den USA verhindern höhere Einfuhrzölle einen stärkeren Rückgang der Teuerung – diese wird hauptsächlich von den merklich niedrigeren Ölpreisen gedrückt.
In diesem Umfeld reagieren die Notenbanken mit stärkeren Lockerungen als im Basisszenario. Die EZB beschleunigt den Zinssenkungszyklus, senkt den Einlagensatz bis Ende 2025 in den expansiven Bereich in Richtung 1 % und stabilisiert die Bilanzsumme. Die Fed senkt den Leitzins unter 2 %.
Am Rentenmarkt gibt es kräftige Kursgewinne. Im Zuge deutlich niedrigerer Leitzinsen und sinkender Inflationserwartungen fällt die Rendite 10-jähriger US-Treasuries bis auf 2 %, die Rendite 10-jähriger Bunds gibt in Richtung 1 % nach.
Zunehmende geopolitische Spannungen führen zu empfindlichen Unterbrechungen der Lieferketten. Handelsstreitigkeiten verschärfen das Problem. Dies führt zu erheblichen Rückgängen bei den Unternehmensgewinnen. Die Risikoaversion der Anleger nimmt zu und verursacht eine Bewertungskontraktion. Aktien rutschen in einen Bärenmarkt. Der DAX fällt zeitweilig auf 12.500 Punkte.
Immobilien leiden unter der Rezession und der zunehmenden globalen Unsicherheit. Im schwachen wirtschaftlichen Umfeld nimmt die Korrektur bei Gewerbeimmobilien wieder Fahrt auf. Wohnimmobilien entwickeln sich zwar stabiler, der jüngst begonnene Hauspreisanstieg kommt allerdings zum Stillstand.
Gold ist der Klassiker in unsicheren Zeiten. Das Edelmetall profitiert fundamental und politisch als sicherer Anlagehafen und kann bis auf 3.800 US-Dollar je Feinunze zulegen.
In geopolitisch unsicheren Zeiten ist einmal mehr der US-Dollar als Fluchtwährung gefragt – selbst unter einem Präsident Trump. Zudem leidet Europa stärker unter den eskalierenden Handelskonflikten. Der Euro-Dollar-Kurs fällt bis auf 0,90.
"Only when the tide goes out, do you discover who is swimming naked.“
Warren Buffet
Die Liste der für das Positivszenario notwendigen Bedingungen ist leider deutlich länger als für die „Luftnummer“ des Negativszenarios. Verstärkte Kooperationsbereitschaft auf internationaler Ebene, die geopolitische Spannungen reduziert, Planungssicherheit erhöht und bestenfalls den technologischen Fortschritt fördert, gehört dazu. Gerade die großen US-Unternehmen haben nach den Rekordprofiten der vergangenen Jahre die Munition für verstärkte Investitionen. Eine Abkehr von der zunehmenden Spaltung der Weltwirtschaft in einen von den USA und einen von China dominierten Block – wie unrealistisch diese auch sein mag – hätte klare positive Folgen für grenzüberschreitende Forschung, Spezialisierung und damit für die globale Produktivität.
Dies ist entscheidend, denn keine noch so erfolgreiche Reform wird auf kurze Sicht das Arbeitskräfteangebot in den größten Volkswirtschaften merklich erhöhen. Spürbar längere Wochen- oder Lebensarbeitszeiten sind nicht in Sicht, eine drastische Erhöhung der Erwerbsquote ist in den meisten Ländern unrealistisch. Ein Wachstumsschub muss daher über die Produktivitätsschiene kommen. Dies erfordert smartere oder weniger Regulierung, die Forschung und Entwicklung und damit Investitionen stimuliert. Seit langem überfällige Strukturreformen in vielen Bereichen würden in die gleiche Richtung wirken. Der Einsatz von mehr (breit definiertem) Kapital wie Künstlicher Intelligenz könnte den Output pro Beschäftigten anschieben.
Nachfrageseitig gibt es viele Länder, wie Deutschland oder China, in denen es beim privaten Konsum erhebliches Aufholpotenzial gibt. Vielerorts steigt die Nachfrage nach Wohnraum schneller als gebaut wird – auch hier sind Impulse möglich. Entscheidend wären aber die Unternehmensinvestitionen, bei denen es in der Eurozone und in den USA Luft nach oben gibt.
Auch der Staat kann direkt zum Erfolg der „Kollektion 2025“ beitragen, wenn Regierungen, die in den letzten Jahren immer mehr die öffentlichen Investitionen zu Lasten von Transfers oder Staatskonsum zurückgefahren hatten, endlich den Kurs wechseln. Die im Positivszenario bessere Haushaltslage würde ebenso Infrastrukturinvestitionen anschieben.
Die Leitzinsen wären zwar in einem solchen Szenario höher. Aber da das dynamischere Wachstum wegen der positiven Angebotsimpulse die Kapazitätsauslastung nur unterproportional steigen lassen würde, wäre der zusätzliche Inflationsdruck – außerhalb anziehender Öl- und anderer Rohstoffpreise – überschaubar. In einem solchen Umfeld ist zudem der „neutrale“ Zins, mit dem die Notenbank die Wirtschaft weder bremst noch anschiebt, höher. Daher würde die Geldpolitik kaum restriktiver wirken als im Basisszenario.
Die Konjunktur zieht kräftig an, ein Boom ersetzt die bloße Erholung des Industriezyklus im Basisszenario. Die geringere Regulierung und die internationale Kooperation lösen einige der deutschen Strukturprobleme, sodass 2025 hierzulande ein Wirtschaftswachstum von 2 % möglich ist. In den USA tragen Bürokratieabbau und verstärkte Innovationen kurzfristig Früchte. Die US-Konjunktur zieht 2025 kräftig an.
Vor allem der Ölpreis treibt die Inflation. Der Produktivitätsschub dämpft hingegen die Kernteuerung, sodass die Verbraucherpreise zwar stärker steigen als im Basisszenario. Es steht aber keine Neuauflage des Preissprungs von 2021 bis 2023 an. In Deutschland liegt die Teuerungsrate 2025 durchschnittlich bei 3,5 %. Der Ölpreis schlägt insbesondere in den USA auf die Verbraucherpreise durch. Dort fällt die Teuerungsrate verglichen mit 2024 ebenfalls wieder höher aus.
Die Notenbanken straffen zwar die Geldpolitik, aber dies verhindert nur eine Überhitzung. Die EZB zieht die Leitzinsen wieder in den restriktiven Bereich in Richtung 4 % und beschleunigt den Abbau der Bilanzsumme. In den USA vollzieht die Fed ebenfalls eine erneute geldpolitische Wende und erhöht den Leitzins wieder auf rund 5,5 %
Am Rentenmarkt kommt es zu spürbaren Kursverlusten. Im Zuge steigender Leitzinsen und höherer Inflationserwartungen klettert die Rendite 10-jährigen US-Treasuries über die 5 %-Marke, die Rendite 10-jähriger Bunds steigt bis auf 4 %.
Deregulierung, Investitionen und Innovationen bieten ein optimales Umfeld für Unternehmen, deren Umsätze deutlich steigen. Da gleichzeitig die Margen hoch bleiben, kommt es zu zweistelligen Steigerungsraten bei den Unternehmensgewinnen. Der Risikoappetit nimmt deutlich zu. Anleger billigen Aktien eine signifikant höhere Bewertung zu. Der DAX überschreitet bis Jahresende 2025 die Marke von 23.000 Punkten.
Gold landet im Positivszenario auf dem Wühltisch, das Edelmetall verliert deutlich. Einerseits belastet ein höherer Realzins, andererseits ist es auch als sicherer Anlagehafen nicht mehr gefragt. Der Preis für eine Feinunze gibt bis auf 1.800 US-Dollar nach.
Immobilien profitieren von der kräftig wachsenden Gesamtwirtschaft und der niedrigeren Unsicherheit. Einzelhandelsimmobilien kommt die höhere Kaufkraft und der starke private Konsum zugute, während die stärker steigende Beschäftigung die Nachfrage nach Büroflächen erhöht. Der Wohnimmobilienmarkt kann an die hohen Preissteigerungen der Jahre vor der Korrektur anknüpfen.
Eine geopolitische Entspannung hilft dem Euro, die Fluchtwährung US-Dollar ist weniger gefragt. Zudem überrascht das Wachstum vor allem in der Eurozone positiv. Dadurch schmilzt der Renditevorteil des Dollar gegenüber der Gemeinschaftswährung. Der Euro-Dollar-Kurs steigt bis auf 1,25.
„Man muss das Geld zum Fenster rauswerfen, damit es zur Tür wieder reinkommt."
Karl Lagerfeld
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