Im zweiten Quartal 2020 hatte Spanien den stärksten Wirtschaftseinbruch unter den großen Vier der Eurozone und der begonnene Aufschwung ist fragil. Nach einem Rückgang von 11 % dürfte das Bruttoinlandsprodukt 2021 um 7,5 % zulegen. Die Staatsverschuldung wird schätzungsweise durch die Corona-Krise 2020 um 25 Prozentpunkte auf rund 120 % des BIP steigen.
Auf dem Arbeitsmarkt kam es zu einer ersten Stabilisierung, allerdings ist die Zahl der Arbeitslosen seit dem Beginn der Corona-Krise um 700.000 auf über 3,8 Millionen gestiegen. Erschwerend ist die große Bedeutung des Tourismus für Spanien. Dieser Sektor, von dem etwa 12 % der Beschäftigten abhängig ist, liegt am Boden. Eine Aufhebung der europäischen Reisewarnungen ist nicht absehbar.
Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die spanischen Verbraucher im europäischen Vergleich zurzeit besonders pessimistisch sind. Der Konsum dürfte nach dem überdurchschnittlichen Rückgang von rund 13 % 2021 nur gut die Hälfte aufholen. Da die Exporte voraussichtlich stärker zulegen als die Importe, wird der spanische Außenhandel einen positiven Wachstumsbeitrag leisten.
Die Investitionen dürften insgesamt nur mäßige Zuwächse aufweisen. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage vieler Haushalte bleiben die Impulse vom Wohnungsbau verhalten. Wegen der unterausgelasteten Kapazitäten stehen Erweiterungen bei vielen Unternehmen nicht auf der Tagesordnung. Spanien gehört jedoch zu den großen Profiteuren des EU-Aufbauplans. Die Hilfen für Madrid belaufen sich auf rund 140 Mrd. Euro. Davon sind 72 Mrd. Euro nichtrückzahlbare Transfers, die zuerst in Anspruch genommen werden sollen. Im parlamentarischen Planungsprozess sind u. a. Digitalisierungsprojekte und Maßnahmen für den ökologischen Umbau. Die Programme dürften helfen, die Produktivität der spanischen Wirtschaft zu erhöhen.
Unsicher ist aber, ob der Minderheitsregierung eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit wirklich gelingt. Selbst in großen Krisen können sich die politischen Parteien kaum einigen. Noch ist der bereits zweimal verlängerte Finanzplan der konservativen Vorgängerregierung in Kraft und für 2021 steht ein Haushaltsplan aus. Auch ist der Reformeifer der spanischen Regierung erlahmt. So müsste zur Begrenzung der ausufernden Kosten dringend das Rentensystem verändert werden.
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