Corona hat Hessen besonders schwer getroffen. Die Zunahme der Arbeitslosenzahl gegenüber dem Vorjahresmonat war im Oktober 2020 mit rund 47.500 um das 7,5-Fache höher als in der Finanzkrise. Die Ursache für diesen drastischen Anstieg liegt in den Dienstleistungsbereichen. So ist das Passagieraufkommen am Frankfurter Flughafen bis September 2020 um rund 75 % niedriger als im Vorjahr. Die Messe Frankfurt kam ebenfalls fast zum Erliegen und das hessische Gastgewerbe musste in den ersten sieben Monaten 2020 Umsatzeinbußen von 43 % hinnehmen, bei einem Minus von 36 % in Deutschland insgesamt.
Die Industrie in Hessen verzeichnete zwar abnehmende Umsätze, doch hat die Erholung dort schon eingesetzt, sodass der Rückgang 2020 bei weniger als 10 % liegen dürfte. Der Einzelhandel, der auch Onlineverkäufe beinhaltet, kann sogar eine Zunahme von preisbereinigt 2,5 % verbuchen und in der Baubranche ergibt sich ebenfalls ein Plus. In der Summe dürfte das hessische BIP 2020 um etwa 6 % sinken, bei einem gesamtdeutschen Durchschnitt von – 5 %. Der Aufschwung 2021 könnte sich mit einem Wachstum von 5 % genauso dynamisch wie in Deutschland zeigen.
Die Corona-Krise haben die thüringischen Industriebetriebe bisher etwas besser überstanden und das Umsatzminus sollte 2020 deutlich unter 10 % liegen. Dafür waren die Hersteller von Nahrungsmitteln hauptverantwortlich. Ihre Produkte waren nicht nur im Lockdown gefragt, wie das Umsatzplus in den ersten acht Monaten 2020 von 16 % gegenüber 2,6 % bundesweit belegt. Andere Industriebranchen wie der Automobilbau und die Produzenten von Metallerzeugnissen spürten die Pandemie ganz erheblich. Der Anstieg der Arbeitslosenzahl war in Thüringen im Oktober 2020 mit 18 % geringer als im Durchschnitt aller Bundesländer mit 25 %. Das thüringische Wirtschaftswachstum müsste ausreichen, um über die Jahre 2020 und 2021 hinweg zu stagnieren. Dies ist eine gute Nachricht – dürften viele Staaten Ende 2021 noch weit von ihrem Vorkrisenniveau entfernt sein.
Anfang 2020 standen die Zeichen auch in Nordrhein-Westfalen (NRW) auf wirtschaftliche Erholung. Doch dann kam alles anders. Die Industrie in NRW musste heftige Rückgänge hinnehmen. Inzwischen ist der Tiefpunkt durchschritten. Ein Minus von etwa 10 % wird aber 2020 unvermeidlich sein. Der Tourismus arbeitet seit Frühjahr in einem mehr oder weniger starken Lockdown. Der Einnahmeausfall von 35%, bedeutet für viele Gastbetriebe einen Existenzkampf, den nicht alle gewinnen können.
In NRWs Einzelhandel ist dagegen ein realer Umsatzzuwachs zu verzeichnen, der 2020 mit 2,5 % sogar in der Größenordnung von 2019 – einem besonders starken Jahr – liegt. Gewinner sind der Versand- und Internethandel, Super-, Elektro-, Garten- und Baumärkte, Apotheken sowie Sporthändler. Andere Einzelhändler haben dagegen schwer zu kämpfen. Die gesamtwirtschaftliche Schrumpfung dürfte 2020 in NRW voraussichtlich unter 5 % liegen und damit wie in der Finanzkrise etwas geringer sein als im Bundesdurchschnitt. Vorausgesetzt, es kommt im neuen Jahr nicht wieder zu wochenlangen strengen Lockdowns, könnte das Wachstum in NRW bei rund 5 % liegen.
Die Wirtschaftsstruktur Brandenburgs hat ihre eigenen Akzente. Die Industrie hat dort nur einen Anteil von 13 % (Deutschland 22 %). Dafür sind die Dienstleistungsbranchen und der Staatssektor überdurchschnittlich vertreten. Dies hat schon in der Finanzkrise den Einbruch abgefedert, sodass die Minusrate in Brandenburg damals nur 2,8 % und in Berlin 1,1 % betrug. Eine ähnliche Entwicklung dürfte 2020 eintreten – allerdings weniger ausgeprägt, da diesmal auch etliche Dienstleistungen von der Krise betroffen sind. Mit etwa 4 % dürfte der Rückgang um einen Prozentpunkt geringer sein als im Bundesdurchschnitt. Für 2021 ist eine Gegenbewegung von gut 5 % zu erwarten, wenn sich mit dem Abklingen der Pandemie der Reiseverkehr belebt und die Kapazitäten am gerade eröffneten Flughafen Berlin-Brandenburg mit Betriebsamkeit gefüllt werden.
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