12.06.2019
Innovation, Bildung und marktgerechte Finanzierungsmöglichkeiten sind zentrale Faktoren für eine erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung. Wie ist die Situation in Thüringen?
Innovation, Bildung und marktgerechte Finanzierungsmöglichkeiten sind zentrale Faktoren für eine erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung. „Hier leisten die Thüringer Sparkassen einen wichtigen Beitrag. Dies zeigt sich auch bei ihrem Marktanteil im Firmenkreditgeschäft von fast einem Drittel. Als Partner der Sparkassen stärkt die Helaba deren Funktion als Rückgrat der regionalen Unternehmensfinanzierung“, erläutert Frank Nickel, Generalbevollmächtigter der Helaba, bei der Präsentation der Studie „Thüringen – Innovation vor Ort“ in Erfurt.
Die thüringische Wirtschaft richtet sich zunehmend internationaler aus. Die Exportquote der Industrie liegt inzwischen bei 37 Prozent. Die Sparkassen haben sich entsprechend als Ansprechpartner für das Auslandsgeschäft positioniert. Auch in diesem Geschäftsfeld steht die Helaba als Partner an der Seite der Sparkassen. So bietet sie mit dem Auslandskompetenzcenter „S-Thüringen International“ und den Instituten vor Ort einen umfassenden Service für Unternehmen, die im Ausland aktiv sind oder es werden wollen.
Auch die Thüringer Hochschulen haben sich national und international etabliert. Mehr als die Hälfte der Studierenden kommt heute aus anderen Bundesländern, 13 Prozent aus dem Ausland. Damit sind Thüringer Hochschulen internationaler als der gesamtdeutsche Durchschnitt. „Diese Internationalisierung ist zu begrüßen“, erklärt Dr. Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Helaba. „Die thüringische Wirtschaft benötigt dringend Fachkräfte. Diese vor Ort dem Bedarf entsprechend auszubilden, ist sowohl für die Studierenden als auch für die regionalen Unternehmen ein immenser Vorteil“, so Traud weiter.
Die vielfältigen Bildungs- und Forschungsaktivitäten in Thüringen stärken die Innovationskraft des Freistaats. Die Zahl der Patente pro 100.000 Einwohner liegt mit 25 deutlich über dem ostdeutschen Durchschnitt von 14. Bis zum westdeutschen Wert von 63 ist zwar ein großer Abstand, allerdings dürfte die Statistik zu Gunsten der alten Bundesländer verzerrt sein, da sich etliche Konzernzentralen ostdeutscher Betriebe in Westdeutschland befinden. Diese Firmensitze sind häufig für den Patentierungsprozess zuständig, obwohl das Patent eventuell auf Forschungsaktivitäten in den neuen Bundesländern beruht. Dank erheblicher Investitionen der Unternehmen in der Region steht die Thüringer Wirtschaft unverändert für die Entwicklung und Produktion innovativer und wettbewerbsfähiger Produkte.
In Thüringen herrscht angesichts einer Arbeitslosenquote von zuletzt 5,2 Prozent weitgehend Vollbeschäftigung. Wie eng der Arbeitsmarkt ist, zeigt das Verhältnis von Arbeitslosen zu offenen Stellen von 2,5, das sogar niedriger als der Bundesdurchschnitt von 2,9 ist. „Dazu beobachten wir, dass in den nächsten zwölf Jahren fast ein Viertel der Belegschaften in den Ruhestand gehen wird. Vollbeschäftigung und Demografie sorgen dafür, dass sich der Arbeitgebermarkt zu einem Arbeitnehmermarkt wandelt“, so Barbara Bahadori, Regionalanalystin der Helaba und Autorin der Studie. Die thüringische Wirtschaft profitiert zunehmend von der Zuwanderung ausländischer Bewerberinnen und Bewerber. Der Ausländeranteil an der Beschäftigung ist auf 5 Prozent gestiegen, liegt aber noch weit vom Durchschnitt der alten Bundesländer (13 Prozent) entfernt.
Für Deutschland erwarten die Helaba-Experten 2019 ein Wirtschaftswachstum von 1 Prozent. Diese Zuwachsrate ist zwar schwächer als im Vorjahr, jedoch dürfte der konjunkturelle Tiefpunkt durchschritten sein. Wesentliche Risikofaktoren bleiben allerdings. Die Unsicherheit über den Brexit hält an und der Handelsstreit der USA ist weiterhin ein Thema. Zieht man die sehr konjunkturreagible Industrie als Indikator für das Wirtschaftswachstum heran, dann sollte Thüringen 2019 mit 0,9 Prozent nahe des Bundesdurchschnitts wachsen – legte der Sektor zum Jahresbeginn doch einen fulminanten Start vor. Angesichts der Zuwachsrate von 0,5 Prozent im letzten Jahr nimmt die Dynamik somit zu.
Ein Ansatz zur Förderung der Innovationskraft, der über den Konjunkturzyklus hinausgeht, liegt in einer nachhaltigen Personalpolitik. „Um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen, sollten die Thüringer Firmen verstärkt auf die Internationalisierung ihrer Belegschaft setzen und auf die individuellen Bedürfnisse der Jobsuchenden eingehen“, empfiehlt Traud. Attraktive Perspektiven, das Bekenntnis zur gesellschaftlichen Verantwortung und eine gelebte Wertekultur spielen für junge Leute bei der Wahl des Arbeitgebers eine immer bedeutendere Rolle. Unternehmen, die diese Chance nutzen, können die Besten an ihre Standorte holen und damit ihre Innovationsfähigkeit weiter ausbauen.
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