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26.11.2018

Märkte und Trends 2019: Weltwirtschaft im Fitnessstudio

  • Zunehmende Divergenz zwischen den großen Wirtschafts­räumen
  • Deutschland und die Eurozone im Laufe des Jahres 2019 wieder dynamischer
  • Zinswende in der Eurozone
  • DAX zum Jahresende bei 13.200 Punkten

Märkte und Trends 2019: Weltwirt­schaft im Fitness­studio

Nur mit einer gewissen Leistungs­fähigkeit können die Heraus­forderungen bewältigt werden. Deshalb schicken die Helaba-Volkswirte die Weltwirtschaft ins Fitness­studio. Gerade weil einige Länder im Fitness­studio ins Schwitzen kommen, werden sich bereits im Laufe des nächsten Jahres erste Erfolge einstellen.

Haupt­szenario: „Welt­wirt­schaft im Fitness­studio“ (Eintritts­wahr­schein­lich­keit 70 Prozent)

Das globale Wirtschafts­wachstum wird 2019 mit 3,4 Prozent fast genauso stark sein wie im Vorjahr. Dabei verläuft die konjunkturelle Entwicklung in den wichtigsten Wirtschaft­szonen unter­schiedlich. Während in den USA und in China die Dynamik abflauen dürfte, hellt sich die Lage im Euroraum und in Deutschland im Jahresverlauf 2019 auf. In den Schwellen­ländern stabilisiert sich die wirtschaftliche Situation.

Der Boom der US-Konjunktur war im Wesent­lichen Ergebnis massiver Steuer­senkungen und kräftiger Aus­gaben­erhöhungen. Dieser Effekt läuft aus, das Wachstum schwächt sich 2019 auf 2,6 Prozent (2018: 2,9 Prozent) ab. „In der Euro­zone wird dagegen der fiskal­politische Stimulus zunehmen. Unter­stützend wirkt auch der moderate Ölpreis in Kombi­nation mit einem stärkeren Euro. Zudem entspannen sich zentrale wirt­schafts­politische Konflikte wie der Brexit, der Handels­streit mit den USA und die Querelen um den italienischen Haushalt “, erläutert Dr. Gertrud R. Traud, Chef­volks­wirtin der Helaba.

In Deutschland wird der Konsum maßgeblich zum Wirt­schafts­wachstum beitragen und Belastungen aus dem Außen­handel sowie der anhaltenden Investi­tions­zurückhaltung kom­pen­sieren. Insgesamt erreicht das Wirt­schafts­wachstum 1,5 Prozent (2018: 1,6 Prozent) und bleibt damit über der Beschäftigungs­schwelle. Der Be­schäftigungs­an­stieg dürfte sich unter anderem aufgrund des Fach­kräfte­mangels etwas verringern. Die Inflations­rate fällt mit gut 2 Prozent leicht höher aus als 2018. Insge­samt enthält die Studie 16 Länder­analysen sowie Kurz­berichte zu den Bundes­ländern Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg.

Inflation und Geld­politik

Angesichts von Vollbe­schäftigung und anziehender Kern­teuerung dürfte die US-Notenbank den Leitzins 2019 weiter auf 3 bis 3,25 Prozent anheben und dann pausieren. Die EZB hingegen kann dank einer sich im Jahres­verlauf beschleuni­genden Euro-Kon­junk­tur und Inflations­raten nahe ihrem Ziel mit einer Zinsan­hebung den Weg aus dem geld­politischen Krisen­modus fort­setzen. Der Refinan­zierungssatz wird voraus­sichtlich in der zweiten Hälfte 2019 auf 0,25 % und der Einlagenzins auf -0,2 % angehoben.

Der US-Dollar gibt nach. Der zyklische Rücken­wind für die US-Währung schwächt sich ab und der US-Rendite­vorteil gegen­über dem Euro schwindet aufgrund der EZB-Zinswende. „Trumps Haushalts- und Handels­politik erweisen sich per saldo als Belastung für den Green­back. Der Euro-Dollar-Kurs steigt bis auf 1,25“, so Traud.

Anleger­per­spektiven

Die Euro-Zins­wende, höhere US-Renditen sowie anziehende Inflations­er­wartungen dürften die Rendite 10-jähriger Bunds bis Jahresende auf rund 1 Prozent befördern. Die Rendite von US-Treasuries gleicher Laufzeit steigt ebenfalls, bleibt aber deutlich unter der 4-Prozent-Marke. Die Rendite­differenz zwischen US- und deutschen Staats­anleihen verringert sich, nachdem sie 2018 weit auseinander gelaufen war.

Nach dem Ende der quantitativen Lockerung durch die großen Noten­banken wächst die Konkur­renz sowohl zwischen als auch innerhalb der Asset­klassen. Bei Aktien haben US-Titel angesichts der recht hohen Bewertung keine guten Voraus­setzungen, um noch nachzu­legen. Euro-Aktien sind dagegen moderat bewertet. Im Jahresverlauf 2019 dürften sie wieder kon­junk­turellen Rücken­wind erhalten. Für den DAX ergibt sich ein funda­mental abgeleitetes Band von 10.500 bis 14.000 Punkten. Gegen Jahres­ende dürfte er bei 13.200 Punkten notieren.

An vielen Immo­bilien­märkten sorgen niedrige Zinsen, das solide Wirtschafts­wachstum sowie eine moderate Bau­tätigkeit für eine anhaltend positive Ent­wicklung bei Mieten und Kauf­preisen. Allerdings nehmen die in Teil­märkten schon bestehenden Über­bewert­ungen weiter zu.

Nega­tives Alter­nativ­szenario „Not­auf­nahme“ (Eintritts­wahr­schein­lich­keit 20 Prozent)

Im negativen Alter­nativ­szenario ver­weigern sich die Länder, an ihrer Fitness zu arbeiten. Historisch hohe Schulden­stände, die Vernach­lässigung einer investiven und auf nach­haltiges Wachstum aus­ge­legten Fiskal­politik sowie ein stark einge­schränktes geld­polit­isches Medi­kamenten­sorti­ment führen zu einem Kollaps. Die Anleger fliehen und suchen Zuflucht in sicheren Anlage­klassen. Gold und US-Dollar werden in Zeiten hoher Unsicher­heit ihrem Ruf als Krisen­währungen gerecht. Der Euro-Dollar-Kurs sinkt deutlich auf 0,95. Der DAX fällt in den Bereich um 9.000 Punkte.

Positives Alter­nativ­szenario „Well­ness­oase“ (Eintritts­wahr­schein­lich­keit 10 Prozent)

Ganz anders ist dagegen die Situation im positiven Alter­nativ­szenario. Hier gleicht das wirt­schaft­liche Umfeld einer Wellness­oase. Alles fühlt sich sehr entspannt an, Leichtigkeit macht sich breit. Die Stimmung steigt. Die US-Wirtschaft boomt. Die Wirtschaft in Deutschland und der Eurozone expandiert um rund 3 Prozent. Die starke Weltkon­junktur heizt die Inflation an. Die Fed erhöht kräftig die Zinsen und die EZB vollzieht die Zinswende früher als erwartet. Der Euro-Dollar-Kurs steigt auf 1,35. Der DAX überspringt die 15.000er Marke.

Neben der Print­fassung stellen wir den Jahres­ausblick auch in einer Online-Variante unter helaba.com/de/research zur Ver­fügung. Dort können Sie zusätz­liche multi­mediale Inhalte abrufen.


Ursula-Brita Krück
stv. Pressesprecherin

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