Berg am Laim hat auf den ersten Blick wenig Gemeinsamkeiten mit den angesagten Stadtteilen wie Schwabing, Maxvorstadt oder dem Glockenbachviertel. Wer den Ort durchstreift, entdeckt jedoch bald seine charmanten Seiten – den historischen Ortskern, die vielen Grünflächen oder St. Michael, eine der prächtigsten Rokoko-Kirchen Deutschlands. Außerdem liegt Berg am Laim verkehrsgünstig: Zum Ostbahnhof mit U- und S-Bahn sind es nur ein paar Schritte, mit dem Wagen ist man in wenigen Minuten auf der Stadtautobahn.
Seitdem Ende der 90er Jahre im benachbarten Riem die Neue Messe ihre Tore öffnete, erwacht der Stadtteil langsam aus dem Dornröschenschlaf. Die Stadt tut viel, um den einstigen Arbeiter- und Industriebezirk lebenswerter zu machen: Industrieanlagen und Verkehrsflächen wurden umgewidmet; ein früheres Gelände der Bahn verwandelte sich in ein Wohn- und Büroquartier, auf einem brachliegenden Parkplatz entstand ein öffentlicher Platz.
Große Immobilienprojekte sind für uns genauso ein Kerngeschäft wie für Sie – seit Jahrzehnten und über Konjunkturzyklen hinweg.
Große Hoffnungen setzen die Stadtplaner auch in die „Macherei“: Im Herbst 2017 rückten die ersten Kräne an. Der Projektentwickler, ein Joint Venture aus Art-Invest Real Estate mit Hauptsitz in Köln und der Münchner Accumulata Immobilien, plant eine Mischung aus Büro-Lofts, Gewerbe, Läden, Freizeit, Gastronomie und einem Hotel.
Als Bauplatz dient das ehemalige Industrieareal der Temmler-Werke. Zuletzt lag das Gelände brach. Eine fast vier Fußballfelder große Leerstelle in der Stadt. „Wir haben Stunden und Tage auf dem Grundstück verbracht. Dann kam uns plötzlich die Idee: Das Gelände ist so groß, dass wir in der Mitte einen zentralen Platz schaffen können und außen herum ein Quartier“, sagt Dieter Weiß, Geschäftsführer von Accumulata Immobilien.
Wo Laien nur ein ehemaliges Gewerbeareal erkennen, witterte der 52-jährige Immobilienprofi das Potenzial des Grundstücks: „Eine so große Fläche mitten in München, das ist selten!“ Weiß arbeitet seit 25 Jahren als Immobilienentwickler in der Isar-Metropole und kennt die Stadt wie seine Westentasche. München, sagt er, wächst Richtung Osten, da die östlichen Stadtränder näher am Zentrum liegen. Hier will die Stadt Gewerbe ansiedeln und neue Flächen erschließen.
Als das Temmler-Areal zum Verkauf stand, setzten sich Accumulata Immobilien und Art-Invest Real Estate in einem Ausschreibungswettbewerb durch. Die Helaba sicherte die Finanzierung mit einem Darlehen in dreistelliger Millionenhöhe.
Im Zuge eines Architekturwettbewerbs nominierten die Investoren drei international renommierte Büros für die Bebauung: HWKN Hollwich Kushner aus New York, msm meyer schmitz-morkramer aus Köln/Frankfurt und OSA Ochs Schmidhuber Architekten aus München. Die Landschaftsarchitektur gestaltet das Züricher Büro Vulkan.
„Wir haben uns für die Zusammenarbeit mit drei Architekturbüros entschieden, weil wir von Projektbeginn an eine vielfältige, aber dennoch komplementäre und nachhaltige Architektur schaffen wollen, die dem gesamten Stadtteil Mehrwert bietet und für München einzigartig ist“, sagt Ferdinand Spies, Geschäftsführer der Art-Invest Real Estate.
Die Pläne sehen sechs Neubauten vor, die sich um einen zentralen Platz gruppieren. Bislang schirmten hohe Zäune das Areal ab, künftig sollen es begrünte Wege durchziehen und zum Flanieren einladen. „Wir möchten, dass ‚Die Macherei‘ auch abends und an den Wochenenden belebt ist. Dafür machen wir mehr als die Hälfte der Grundstücksfläche öffentlich zugänglich, die auch nach Büroschluss genutzt werden kann“, ergänzt Ferdinand Spies.
Damit sich die bis zu 2.000 Angestellten in dem Areal wohlfühlen, entstehen ein vielfältiges Gastronomieangebot, ein Lebensmittelsortimenter, ein Design-Hotel und ein Fitnessstudio. 55 Prozent der Mietfläche werden Büro-Lofts. Herzstück des Ensembles ist der Inkubator, ein 15.000 Quadratmeter großes Start-up-Hub mit Co-Working- und Konferenzräumen. Seine Klinkerfassade gilt als Reminiszenz an die früher in Berg am Laim angesiedelten Ziegelbrennereien.
„Die Macherei orientiert sich bewusst an typischen früheren Industriegebieten wie Brooklyn, die sich in den vergangenen Jahren zu den urbansten und lebendigsten Bezirken der Stadt entwickelt haben“, sagt Guido Prummer, wie Weiß im Vorstand von Accumulata Immobilien. „Denn ob in New York, Oslo, Kopenhagen, Hamburg oder München: Mit dem Rückzug der Industrie wandeln sich überall auf der Welt ehemalige Randbezirke im Osten der Metropolen zu begehrten Quartieren.“
Um Talente für Standorte außerhalb der Zentren zu gewinnen, müssen Unternehmen allerdings einiges bieten. Für ihr Konzept schauten sich die Projektentwickler daher nationale und internationale Quartiersentwicklungen ähnlicher Größe an – in Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, Brooklyn, der Bronx oder Manhattan. „Wir haben uns vor allem am Retro-Stil der 20er Jahre in New York orientiert, an Backstein und Glas“, sagt Tobias Wilhelm, zuständiger Projektleiter bei der Art-Invest Real Estate. „Im Inneren des Gebäudes sind Loft-Büros mit 3,50 Meter lichten Raumhöhen und freiliegenden, industriell anmutenden Leitungssystemen geplant“.
Das Quartier muss sich abheben. Standard-Büroräume und eine Allerweltsarchitektur ziehen keine Kreativen an, wissen die Projektentwickler. Für die Dächer haben sie sich einen besonderen Clou einfallen lassen: Sie sind als fünfte Fassade konzipiert – mit Kräutergärten, Arbeitsplätzen unter freiem Himmel und sogar einer Laufbahn. Es wäre die erste in München, zumindest in dieser Höhe.
„Wir möchten, dass ‚Die Macherei‘ auch abends und an den Wochenenden belebt ist. Dafür machen wir mehr als die Hälfte der Grundstücksfläche öffentlich zugänglich.“
Ferdinand Spies
Geschäftsführer der Art-Invest Real Estate