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26.11.2019

Märkte und Trends 2020: Vorhang auf! Melodram – nächster Akt

  • Bühne frei für die Erholung im globalen Industrie­zyklus
  • Höheres Wirtschaftswachstum in Deutschland 
  • Keine Rückkehr zu positiven Renditen am deutschen Renten­markt
  • DAX im Jahresverlauf über 14.000 Index­punkten

Der Konjunktur- und Kapitalmarktausblick der Helaba entführt in die Theater­welt und beantwortet die Frage, welches Stück 2020 gespielt wird: Melodram, Komödie oder Tragödie?

Hauptszenario: Vorhang auf! Melodram – nächster Akt (Ein­tritts­wahr­schein­lich­keit 70 Prozent)

Die Weltwirtschaft steht Ende 2019 am Rande einer Rezession, dem ökonomischen Pendant zu einem Nerven­zusammen­bruch. Die Helaba-Volkswirte gehen aber davon aus, dass sich die Konjunktur ins Jahr 2020 hinein fangen wird und die weltwirtschaft­liche Expansion sich fortsetzt, wenn auch mit über-schaubarer Dynamik. Wesentlich für das Theater­genre Melodram ist nämlich, dass das Stück trotz erheblicher Risiken und Unsicher­heiten ein gutes Ende nimmt. So zeigen die Prota­gonisten Einsicht in das Notwendige: Denn weder die USA noch China haben einen Anreiz, den Handels­konflikt so eskalieren zu lassen, dass die Weltkonjunktur gegen die Wand fährt. Mit der Ent­spannung im Handels­streit und einer geordneten Brexit-Lösung hellen sich die Per­spekti­ven weltweit wieder auf. Die Fiskal­politik wird 2020 insgesamt leicht expansiv wirken und die geldpolitische Kehrtwende der großen Noten­banken im laufenden Jahr wird sich zunehmend positiv auf die Konjunktur auswirken.

„Im Abschwung werde ich immer gefragt: Wo soll es denn herkommen? Es mag wie eine Plattitüde erscheinen, aber der Aufschwung kommt in der Regel genau aus der Ecke, in der vorher die kon­junk­turelle Schwäche konzentriert war. Bühne frei für eine Erholung im globalen Industrie­zyklus!“, erklärt Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba.

Davon dürfte vor allem Deutschland dank der hier besonders wichtigen Industrie profitieren. Der private Konsum und die Bautätigkeit geben weiterhin Impulse. Allerdings begrenzen strukturelle Hemm­nisse und eine mangelnde Reform­tätigkeit die Dynamik. Daher fällt das Wirtschaftswachstum in Deutschland trotz kon­­junktureller Belebung im Jahres­durchschnitt 2020 mit einem Prozent verhalten aus. Etwas besser wird voraussichtlich die Eurozone mit 1,3 Prozent abschneiden.

In den USA wird die Erholung 2020 etwas schleppender ausfallen. Trotz der unterstellten Entspannung kann das Verhältnis zu China nicht an die Zeit vor 2018 anknüpfen. Während die Kon­junktur von der geldpolitischen Lockerung im Vorjahr profitiert, sind von der Fiskalpolitik keine Impulse zu erwarten. Denn im Wahl­kampf ist die erforderliche Kooperation des US-Präsidenten mit den Demokraten nahezu unmöglich. Die Wirtschaft dürfte mit 2 Prozent etwas schwächer als im Vorjahr expandieren.

Insgesamt enthält die Studie 14 Länder­analysen sowie Kurzberichte zu den Bundes­ländern Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg.

Bekannte Hauptdarsteller

Die männlichen Haupt­darsteller der neuen Saison sind weitgehend bekannt: Erneut werden sich der große Blonde jenseits des Atlantiks und sein Pendant in London in den Vordergrund spielen. Zu einem Melodram gehört häufig Musik. Erstmals hält eine Frau den Dirigentenstab der Europäischen Zentralbank. Christine Lagarde wird kurzfristig kaum von der Partitur ihres Vorgängers abweichen. Um Handlungs­fähigkeit zu unterstreichen, dürfte der EZB-Rat den Einlagenzins sogar noch einmal senken, um dann eine längere zinspolitische Pause einzulegen. Die US-Notenbank wird angesichts der konjunk­turellen Stabilisierung und moderater Teuerung 2020 in Warte­stellung bleiben.

Regieanweisungen für den Anleger

Bei Aktien und Renten ist das Ertragspotenzial 2020 überschaubar. Für das Jahresende erwarten die Helaba-Volkswirte die Rendite 10-jähriger Bundes­anleihen bei -0,2 Prozent. Gegen eine nachhaltige Rückkehr in den positiven Renditebereich sprechen neben der fortgesetzt lockeren Geldpolitik anhaltend niedrige Inflationserwartungen. Bei Aktien dürfte es zeitweilig zu Übertreibungen kommen, weil der Mangel an Anlagealternativen anhält. Ein Ausflug des DAX über die Marke von 14.000 Punkten dürfte sich aber als nicht nachhaltig erweisen. Gegen Jahresende wird der Index um 13.500 Punkte notieren.

Immobilien bleiben angesichts extrem niedriger Zinsen beim Anleger-Publikum beliebt. Allerdings könnte die jüngste wirtschaftliche Schwäche dafür sorgen, dass Mieten und Kaufpreise 2020 etwas weniger dynamisch zulegen. Am deutschen Wohnungs­markt wird sich die Lage nicht entspannen, solange restriktive politische Maßnahmen die Neubautätigkeit belasten.

Der US-Dollar ist deutlich überbewertet und die US-Handels- sowie -Haushalts­defizite mahnen zur Vorsicht. Auch dürfte der politische Gegenwind für den Euro 2020 nachlassen. Wenn zudem die Eurozone konjunkturelle Lebenszeichen gibt, wird der Euro-Dollar-Kurs bis Jahresende auf 1,25 steigen.

Gold glänzt auch 2020 im Rampenlicht. Im Jahresverlauf dürfte das Edel­metall bis auf 1.700 US-Dollar je Unze steigen. Aufgrund der Wechselkursentwicklung ergibt sich in Euro lediglich eine Seitwärtsbewegung um 1.400 Euro je Unze.

Negatives Alternativszenario „Tragödie“ (Eintritts­wahr­schein­lichkeit 10 Prozent)

Im negativen Alternativszenario geht es zu wie in einer klassischen Tragödie. Dabei durchlaufen die Hauptfiguren schicksalhafte Entwicklungen: Großbritannien versinkt mit seinen Brexit-Protagonisten im politischen Chaos. US-Präsident Trump möchte im Wahlkampf bestehen, indem er den Handels­konflikt eskaliert und einen Währungskrieg riskiert. Eine globale Rezession ist die Folge. Der DAX fällt unter 9.000 Punkte. Im internationalen Abwertungs­wettlauf wird der US-Dollar zum unfreiwilligen Gewinner, während der Euro unter zunehmenden politischen Konflikten in der Währungsunion leidet. Der Euro-Dollar-Kurs fällt auf 0,95. Die Preise für deutsche Staatspapiere und US-Treasuries dürften extrem steigen, getrieben von der geldpolitischen Lockerung. Gold wird seinem Ruf als Krisenwährung gerecht und überwindet alte Höchststände.

Positives Alternativszenario „Komödie“ (Eintritts­wahrschein­lich­keit 20 Prozent)

Wie in einer Komödie herrscht im positiven Alternativs­zenario eine heitere Grundstimmung. Auf der weltpolitischen Bühne werden die teilweise skurrilen Persönlich­keitszüge einiger Protagonisten nicht mehr als Belastung wahr­ge­nommen, sondern münden in eine kooperative Zusammen­arbeit der Nationen.

Das Wirtschafts­wachstum in Deutschland, in der Euro­zone und den USA beschleunigt sich deutlich. Dies gibt EZB-Chefin Lagarde Rück­halt, die geldpolitische Wende zu vollziehen. 10-jährige Bundesanleihen rentieren bei 0,8 Prozent und der Euro-Dollar-Kurs steigt auf 1,35. Die Aktienmärkte applaudieren kräftig – der DAX kann die 15.000er Marke toppen.

Neben der Print­fassung stellen wir den Jahresausblick auch in einer Online-Variante unter www.helaba.com/de/research zur Verfügung. Dort können Sie zusätzliche multimediale Inhalte abrufen.


Ursula-Brita Krück
stv. Pressesprecherin

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