09.05.2019
Der Marktanteil der Sparkassen-Finanzgruppe bei der Kreditvergabe an inländische Nichtbanken überragt mit 36 Prozent den anderer Bankengruppen deutlich.
„Sparkassen und Landesbanken sind somit erste Wahl bei den Kreditkunden in Deutschland. Hier zeigt sich die starke realwirtschaftliche Verankerung der Sparkassen-Finanzgruppe“, kommentiert Herbert Hans Grüntker, Vorsitzender des Vorstands der Helaba, die Ergebnisse der aktuellen Studie der Helaba-Volkswirte „S-Finanzgruppe – Kreditversorgung: Gemeinsam allem gewachsen“.
Bei Unternehmenskrediten liegt der Marktanteil der Sparkassen-Finanzgruppe mit 40 Prozent noch höher. Die regional agierenden Institute können ihre lokalen Kreditnehmer besser einschätzen und eine langfristige Beziehung aufbauen. Dies zeigt sich deutlich an der Fristigkeit der gewährten Kredite. Sie werden bei Sparkassen und Landesbanken zu einem größeren Anteil mittel- bis langfristig vergeben als bei den Kreditbanken. „Die dezentral konzipierte Sparkassen-Finanzgruppe stellt damit auch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten das Rückgrat der Unternehmensfinanzierung in Deutschland dar“, betont die Autorin der Studie, Barbara Bahadori.
Inzwischen spielen Gemeinden als Kreditnehmer bei Banken eine größere Rolle als die Bundesländer. Kommunen schultern über 50 Prozent der jährlichen Sachinvestitionen und sind auf verlässliche Partner bei der Finanzierung angewiesen. Als Bankengruppe sind Landesbanken und Sparkassen mit einem Anteil von 45 Prozent mit Abstand die Hauptfinanzierer der Kommunen in Deutschland.
Der Erwerb von Wohneigentum ist das Hauptmotiv für Privatkunden, einen Kredit aufzunehmen. Das zunehmende Bedürfnis nach Wohneigentum und das günstige volkswirtschaftliche Umfeld sind ursächlich für die in den letzten Jahren gestiegenen Privatkundenkredite. Die historisch enge Bindung zu Privatkunden ist bei den Sparkassen weiterhin spürbar. Entsprechend hoch ist hier der Marktanteil der Sparkassen im Privatkundengeschäft mit 29 Prozent.
Das Umfeld für den Bankensektor verändert sich kontinuierlich. Besonderen Einfluss hat die Digitalisierung. Einerseits sorgt sie für enorme Effizienzsteigerungen z.B. bei der Abwicklung des Zahlungsverkehrs. Andererseits verursachen u.a. das Nebenaneinander verschiedener Zahlungssysteme sowie die Entwicklung neuer digitaler Prozesse immense Kosten. „Insbesondere aufgrund des hohen Kostendrucks im Bankensektor kam es bereits in den vergangenen Jahrzehnten zu vielen Zusammenschlüssen“, betont Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba. Im genossenschaftlichen Sektor reduzierte sich die Institutszahl in den letzten zwanzig Jahren um fast 1.400 auf 875 besonders stark. Bei Sparkassen war die Ausgangslage deutlich niedriger. Doch auch hier kam es zu Fusionen vieler Häuser. Anfang 2019 gab es mit 385 Sparkassen etwa 200 Institute weniger als 1999. Trotz dieser Konsolidierung verfügen die Sparkassen mit rund 9.800 Filialen immer noch über das größte Filialnetz.
In zehn Bundesländern finden sich überdurchschnittliche Marktanteile der Sparkassen von 30 Prozent und mehr bei der Kreditvergabe an inländische Nichtbanken wieder. In Bremen sind sie mit 55 Prozent sogar der unangefochtene regionale Platzhirsch. Auch im Saarland, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein sind die Sparkassen überdurchschnittlich vertreten und stellen zwischen 37 Prozent bis 43 Prozent der Kredite an inländische Nichtbanken zur Verfügung. Nordrhein-Westfalen als größtes Bundesland ist ebenfalls ein „Sparkassenland“ bei einem Marktanteil von 37 Prozent.
Sparkassen und Landesbanken stärken die föderale Struktur Deutschlands. Die Bundesländer schöpfen ihre Lebenskraft aus der regionalen Wirtschaftsentwicklung. Um sie zu erhalten und zu fördern, bedarf es aktiver Kommunen und Unternehmen sowie ihrer Finanzierer vor Ort. Hier sorgt eine starke Sparkassen-Finanzgruppe für Wettbewerb und günstige Kreditbedingungen.
Gleichwohl kam es bereits in der Vergangenheit zu Zusammenschlüssen bei Sparkassen und Landesbanken. „Diese marktgesteuerten Prozesse sollten innerhalb des öffentlich-rechtlichen Bankensektors genutzt werden, da sie wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen und zur Stabilisierung des Finanzsystems beitragen. Strukturveränderungen in der Volkswirtschaft werden die Banken auch künftig herausfordern. Sparkassen und Landesbanken sind dieser Aufgabe gewachsen, wenn sie gemeinsam kreative und solide Lösungen entwickeln“, resümiert Herbert Hans Grüntker.
Die komplette Studie finden Sie als Download hier: