18.09.2019
Innovationen, Bildung und marktgerechte Finanzierungsmöglichkeiten sind die Erfolgsfaktoren für den Strukturwandel in Nordrhein-Westfalen.
Der Strukturwandel prägt Nordrhein-Westfalen (NRW) seit 50 Jahren. Nach Kohle und Stahl verursacht auch noch die Energiewende eine im Bundesvergleich unterdurchschnittliche Entwicklung. Daher gilt es, zeitnah in Nordrhein-Westfalen die Weichen für die Zukunft zu stellen. Innovationen, Bildung und marktgerechte Finanzierungsmöglichkeiten sind dabei Erfolgsfaktoren. „Hier leistet die Sparkassen-Finanzgruppe mit ihren dezentral aufgestellten Instituten einen wichtigen Beitrag. Als Partner der Sparkassen stärkt die Helaba die Funktion der Sparkassen als Rückgrat der regionalen Unternehmensfinanzierung. Als ‚Landesbank für NRW‘ stehen wir darüber hinaus als verlässlicher Finanzierungspartner der öffentlichen Hand und der Immobilienwirtschaft bereit, um den Strukturwandel erfolgreich mitzugestalten. In NRW mangelt es nicht an Erkenntnis, sondern an der schnellen Umsetzung von Zukunftsinvestitionen. Fiskalpolitisch können diese Investitionen umgesetzt werden “, erklärt Dr. Norbert Schraad, Mitglied des Vorstands der Helaba, bei der Präsentation der Studie „Nordrhein-Westfalen – Gemeinsam ans Werk“ in Düsseldorf.
Bei den Unternehmenskrediten erreichen die nordrhein-westfälischen Sparkassen einen Marktanteil von 35 Prozent, der deutlich über dem gesamtdeutschen Durchschnitt von 27 Prozent liegt. Auch bei der Kreditvergabe an Selbständige sind sie mit einem Marktanteil von fast 50 Prozent ganz vorn platziert. Das hohe Kreditengagement der Sparkassen signalisiert ihr hohes Interesse an der Wirtschaft vor Ort und ihre Bereitschaft, auch Existenzgründer in der Gründungsphase finanziell zu begleiten.
Eine wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Strukturwandel ist die Innovationskraft der Region. „Hier leisten die nordrhein-westfälischen Hochschulen herausragende Arbeit“, erläutert Dr. Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Helaba. „ Die Hochschullandschaft besticht nicht nur durch ihre schiere Größe, sondern auch durch ihre Qualität. Das Land ist mit einem Anteil von 25 Prozent an allen ausgezeichneten Exzellenzclustern überdurchschnittlich vertreten“, so Traud. Allerdings ist die Betreuungsquote der Studierenden durch akademisches Personal unterdurchschnittlich und könnte noch ausgebaut werden. Aufgrund des demographischen Wandels sollten die Unternehmen frühzeitig Kontakt zu den Forschungseinrichtungen suchen. Bereits jetzt ist absehbar, dass in den nächsten Jahren sehr viele Mitarbeiter in den Ruhestand wechseln werden. Diese Lücke gilt es zu schließen – entweder mit Menschen oder Innovationen. Dabei spielt die Digitalisierung eine zentrale Rolle.
Innovationen bei Designs, Marken, Patenten und Gebrauchsmustern
Die vielfältigen Bildungs- und Forschungsaktivitäten zahlen sich aus. Bei gestalterischen Innovationen und Markenbildung ist NRW auf den Spitzenplätzen. So ist die Zahl der angemeldeten Designs 2018 mit rund 11.600 hoch und übertrifft pro 100.000 Einwohner gerechnet den bundesdeutschen Durchschnitt erheblich. Auch bei der Sicherung von Markenrechten (rd. 14.600 Anmeldungen) und Gebrauchsmustern (rd. 2.200 Anmeldungen) sind die nordrhein-westfälischen Unternehmen überdurchschnittlich aktiv. Hier liegen Ansatzpunkte für die NRW-Hochschulen, sich entsprechend zu spezialisieren. Bei Patentanmeldungen erreicht das Bundesland immerhin Rang 5 und profiliert sich darüber hinaus als Start-up-Region.
Zieht man die sehr konjunkturreagible Industrie als Indikator heran, dann sollte sich das Wirtschaftswachstum in NRW 2019 auf 0,3 Prozent verlangsamen. Für die Industrie ist mit einer deutlichen Minusrate zu rechnen. Das Baugewerbe mit seiner dynamischen Auftragsentwicklung sollte dagegen klare Zuwächse liefern. Die Impulse aus den Dienstleistungsbranchen dürften höher als die gesamtwirtschaftliche Wachstumsrate ausfallen und so die Prognose für 2019 nach unten absichern. 2020 sollte auch in NRW eine gewisse konjunkturelle Belebung einsetzen, die einen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von gut 1 Prozent ermöglicht.
Für viele NRW-Kommunen eröffnet das Angebot der Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ zur partiellen Schuldentilgung die Chance auf einen Neuanfang, die genutzt werden sollte. Ein derartig großer, dichtbesiedelter Wirtschaftsraum im Wandel benötigt Unterstützung, wobei die Solidargemeinschaft überzeugt sein will. „Unter Einbindung von Hochschulen und Forschungsinstituten sollten die Kommunen vor Ort gemeinsam ans Werk gehen, indem sie schlüssige Konzepte erarbeiten und priorisieren, um die finanziellen Mittel zielgerichtet einzusetzen – unabhängig von Kompensationsgedanken und vermeintlicher regionaler Gleichbehandlung. Denn das Gießkannenprinzip hat in der Vergangenheit nur mäßige, meist nicht nachhaltige Wirkung gezeigt“, so Traud.
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